Neue Klimapartnerschaften zwischen Kultur und Wirtschaft

Das neu gestartete Tandem-Programm soll in den kommenden Jahren zusätzliche Bewegung in den Klimaschutz bringen. Es richtet sich an Kultureinrichtungen wie Theater, Bibliotheken, Festivals und Museen sowie an Unternehmen, die an einer Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen arbeiten. In einer innovativen Partnerschaft können beide Partner ihre kreativen, technischen und organisatorischen Potenziale zur Erreichung von Klimazielen nutzen.

Kulturwandel in Kultureinrichtungen 

Während das Klimaschutzgesetz und der Emissionshandel Unternehmen in allen Wirtschaftssektoren auf den Pfad der Klimaneutralität bringen sollen, setzen sich Kultureinrichtungen aufgeweckt durch die öffentliche Debatte und Signale der Kulturförderung bisher auf eigene Initiative mit ihrer Rolle im Klimawandel auseinander. Die vom Bundesklimaministerium geförderte Initiative Culture4Climate sieht im Kulturbereich eine doppelte Aufgabe, in allen Kultursparten klimaschädliche Emissionen runterzufahren und sich durch kulturelle Praxis für einen Kulturwandel zu einer Nachhaltigkeitskultur einzusetzen. Hierfür bietet die Initiative vielfache Unterstützung durch die Begleitung von Piloteinrichtungen, durch ein Förder-Coaching oder Weiterbildungsangebote. Mit der Unterzeichnung der Nachhaltigkeitsdeklaration für den Kulturbereich beteiligen sich in allen Kultursparten Kultureinrichtungen wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Münchner Stadtbibliotheken oder das Internationale Musikfestival Heidelberger Frühling zunehmend auch an einer Selbstverpflichtung zur Umsetzung von Klima- und Nachhaltigkeitszielen.

Die neuen Klima-Partnerschaften, die vom Netzwerk Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur (2N2K) begleitet werden, beinhalten einen kollaborativen Workshop, eine gegenseitige Hospitation, Tandem-Beratungen und vor allem die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen, deren Ergebnisse am Ende der zunächst einjährigen Kooperation im Rahmen einer kulturellen Veranstaltung vorgestellt werden. Die Tandems geben beiden regionalen Partnern einen guten Rahmen für die Realisierung konkreter Klimaschutzmaßnahmen.

Gemeinsames Erarbeiten von Maßnahmen

Als erste Partner des Tandem-Programms starteten Ende April das Gloria Theater Bad Säckingen und die EWS Elektrizitätswerke Schönau eG ihre Klimapartnerschaft mit einem kreativen Workshop. «Wir freuen uns sehr, unser Tandem-Programm mit den beiden seit längerem sehr engagierten Klimapartnern EWS Schönau und Gloria Theater zu eröffnen», so Dr. Ralf Weiß, Gesamtkoordinator der Initiative Culture4Climate bei 2N2K Deutschland e.V. Im Rahmen des ersten Tandem-Workshops erarbeiteten die Teilnehmer zusammen mit dem Intendanten des Gloria-Theaters und den Regional- und Nachhaltigkeitsmanagern der EWS Schönau mehrere Maßnahmen für ihre Partnerschaft. «Ich hätte nicht erwartet, dass wir uns an Ideen wie ein Klima-Kultur-Ticket herantrauen», so Jochen Frank Schmidt, Intendant des Gloria-Theaters. «Natürlich machen wir eine Ist-Analyse und wollen auch Beratung und technische Unterstützung leisten. Über technische Fragen hinaus ist für uns aber gerade die kulturelle Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Veränderungen spannend, die die Energiewende mit sich bringt», betonte Christian Krause, Nachhaltigkeitsmanager der EWS Schönau.

Beide Partner sind sich sicher, in den kommenden 12 Monaten gute Ergebnisse erzielen und diese im Jahr 2024 im Rahmen ihres jährlichen Klimakinos oder bei einem anderen Kulturevent präsentieren zu können. Weitere Klimapartnerschaften zwischen Kultur und Wirtschaft in anderen Regionen sind bereits in Vorbereitung.

Weitere Informationen

2N2K Deutschland e.V. ist ein im Jahr 2016 gegründetes Netzwerk, das sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz in zahlreichen Kultursparten über praktische Umsetzungserfahrungen und umfangreiche Netzwerkkontakte verfügt. In der vom Bundesklimaministerium geförderten Initiative Culture4Climate setzen sich die drei Partner 2N2K Deutschland e.V., Kulturpolitische Gesellschaft e.V. und Öko-Institut e.V. gemeinsam mit dem Kultursektor für die Erreichung der globalen Klima- und Nachhaltigkeitsziele ein.

Die Gloria-Theater GmbH wurde 2006 von Alexander Dieterle und Jochen Frank Schmidt gegründet, um im Gloria-Theater Bad Säckingen Musicals mit überregionaler Wirkung zu produzieren und aufzuführen. Zu diesem Aufgabenfeld kamen im Laufe der Jahre viele weitere hinzu. Das Programm des Gloria-Theaters wurde sukzessive durch Gastspiele namhafter Künstler, Kabarettisten, Bands, etc. erweitert, was die Besucherzahlen und den Bekanntheitsgrad weiter wachsen ließ. Mittlerweile besuchen zwischen 30.000 und 40.000 Besucher aus ganz Deutschland, der angrenzenden Schweiz, Frankreich und Österreich jährlich das Gloria-Theater.

Die EWS bieten 100 Prozent Ökostrom und Biogas, fördern bürgereigene Energieerzeugung und gestalten aktiv die Energiewende – auch mit dem Ausbau von Wind- und Solarenergie im Schwarzwald und bundesweit. Als bürgereigenes Unternehmen setzen sich die EWS mit aller Kraft für Atomausstieg, Klimaschutz und die Dezentralisierung und Demokratisierung der Energiewirtschaft ein. Der Kampf für eine nachhaltige Energiezukunft prägt dabei das gesamte unternehmerische und soziale Handeln.