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Schönau, den 11.05.2016

Erneuerbare Energien ersetzen zunehmend Atom und Kohle

BUND und EWS fordern weiteren dynamischen Ausbau

Die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes stritten und streiten in einzigartiger Weise seit vielen Jahrzehnten für einen Ausstieg aus der Atom- und Kohleverstromung. Sie waren die Hauptkräfte für die Energiewende – in der Auseinandersetzung mit den Atom- und Kohlekonzernen und großen Teilen der Politik.

100 % Strom aus Erneuerbaren – technologisch kein Problem

Was nie für möglich gehalten wurde, ist heute wahr: Rund 35 % unseres Stroms kommen aus Erneuerbaren Energien. Das ist viel, aber längst nicht genug. Wollen wir die in Paris vereinbarten Klimaschutzziele tatsächlich erreichen, muss das Ziel, 100 % des Stroms aus Erneuerbaren Energien zu erzeugen, noch schneller erreicht werden – und dann dürfen auch die Sektoren Wärme und Verkehr nicht aus dem Blick geraten.

Technologisch ist das kein Problem: Deutschland ist in diesem Bereich nach wie vor führend, auch wenn viele zukunftsfähige Arbeitsplätze, insbesondere in der Solarenergie, durch eine falsche Politik inzwischen verloren gingen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) war immer als Investition in die Zukunft angelegt und dies hat sich auch bewährt. Heute sind Wind- und Sonnenenergie so preiswert wie nie – und wenn man sämtliche Kosten für die Stromerzeugung zu Grunde legt, sogar die preiswertesten Energiequellen, die wir haben. Nur wenn diese weiter dynamisch ausgebaut werden, können wir die Klimaziele erreichen – und können zudem dezentral und verbrauchernah bezahlbare Energie für Wirtschaft und Haushalte bereitstellen.

Energiewende darf nicht ausgebremst werden

Das ist auch kein «deutscher Sonderweg»: China und die USA bauen ihre Erneuerbaren Energien weltweit am stärksten aus. Auch deshalb müssen wir diesen Weg weiter gehen und alte, abgeschriebene fossile Kraftwerke stilllegen. Das ist nicht nur technisch möglich, sondern gegenüber künftigen Generationen geradezu eine moralische Pflicht. Ein besonderes Merkmal der deutschen Energiewende ist die starke Beteiligung von Bürgern an der Finanzierung und Installation von Wind- und Solaranlagen: So sind die Hälfte der in den letzten Jahren zugebauten Projekte Bürgerenergieanlagen.

Die Energiewende ist die größte bürgergetragene Investition in die Energieversorgung, die Deutschland je gesehen hat, und sie belegt, wie attraktiv und akzeptiert die erneuerbaren Energien in der Bevölkerung sind. Leider versucht die Bundesregierung nun über eine Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes nicht nur einen Systemwechsel hin zu Ausschreibungen durchzusetzen, was so ähnlich durchgeführt im europäischen Ausland zu geringem Ausbau, geringerer Bürgerbeteiligung und höheren Preisen geführt hat. Es scheint, als wolle man auch hierzulande die Energiewende wenn nicht stoppen, dann doch massiv verlangsamen – und die Bürgerinnen und Bürger als zentrale Innovatoren des Ausbaus der Erneuerbaren möglichst von der weiteren Entwicklung ausschließen. Das wird der Akzeptanz nicht förderlich sein, wie wir z. B. aus England wissen.

Erneuerbare – gut für Bürger, Wirtschaft und Klimaschutz

Dabei ist das EEG ein gewaltiges Erfolgsmodell: Es hat Erneuerbare leistungsfähig und preiswert gemacht, die Energieerzeugung dezentralisiert und von wenigen großen Anbietern in die Hände von Bürgerinnen und Bürgern, Stadtwerken und Kommunen gelegt. Erneuerbare sind von einer Randerscheinung ins Zentrum der Stromerzeugung gerückt und decken schon jetzt über ein Drittel des deutschen Stromverbrauchs – mit stark steigender Tendenz. Vielfach ist Strom vom eigenen Dach heute preiswerter als eingekaufter Strom – und das auch für Gewerbe und Industrie.

Sonne und Wind machen zudem unabhängiger von Energieimporten und schwankenden Preisen auf dem Weltmarkt. Das stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Mit dem EEG haben wir eine nachhaltige und zukunftsfähige Alternative zu Kohle- und Atomstrom geschaffen. Das EEG hat darüber hinaus zukunftsfähige Arbeitsplätze in Deutschland gesichert: Wir sind nicht nur Weltmeister in Forschung und Entwicklung bei Wind- und Solaranlagen, sondern haben bei der Fertigung, der Zuliefererindustrie, der Logistik für die Installation, von der Finanzierung bis zur Projektierung ein breites Erfahrungswissen angesammelt, das in aller Welt nachgefragt wird. Unsere Windanlagenbauer exportieren zwei Drittel ihrer Produktion. Dieser technologische Vorsprung sollte nicht ohne Not aufgegeben werden, denn daran hängen auch Arbeitsplätze der Zukunft.

Letztendlich hat uns das EEG in die Lage versetzt, Strom so umweltschonend wie möglich zu erzeugen und so den Klimaschutz deutlich voranzutreiben. Die Dynamik, die die Erneuerbaren dabei entwickelt haben, hat selbst Experten überrascht, deren Prognosen immer zu pessimistisch waren . Aktuell sollen jedoch die regenerativen Energien bis 2025 auf maximal 45 % gedeckelt werden. Das Erreichen der Klimaschutzziele wäre so nicht mehr möglich. Das ist fatal, denn wir haben uns Ende 2015 in Paris dazu verpflichtet, unsere Anstrengungen zu erhöhen, um das ambitionierte 2- oder gar das 1,5-Grad-Ziel zu verwirklichen. Wir sollten den Worten nun endlich Taten folgen lassen.

BUND und EWS forden Mut und Entschlossenheit

Der geplante Wechsel hin zu Ausschreibungen bedeutet, dass ein erfolgreiches Fördermodell durch ein risikoreiches Verfahren ersetzt wird. Wenn zugleich noch die Ausbauziele gesenkt werden, gefährdet dies eines der wichtigsten Reformprojekte unserer Zeit. Wir wünschen uns, dass die Bundesregierung mutig und entschlossen der Energiewende neuen Schub gibt. Anstatt die Erneuerbaren Energien auszubremsen, brauchen wir jetzt aktives Handeln, um den erfolgreichen Weg fortzusetzen. Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kommunen und Länder sind dazu bereit. Die Bundesregierung muss entsprechend handeln. Der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, und der Vorstand der Netzkauf EWS eG, Sebastian Sladek, plädieren für einen weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien zugunsten von Klimaschutz und volkswirtschaftlichem Wohlstand.

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