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Schönau, den 27.02.2025

Der Ausbau der Windenergie im Ländle kann beschleunigt werden

Neue Windkraft-Studie veröffentlicht

Eine Studie des Öko-Instituts zeigt auf, wie langwierige Prozesse bei Flächenfindung und Genehmigung, hohe Pachten und steigende Kosten die Ausbaupläne in Baden-Württemberg verlangsamen. Um die Energiewende im Land umzusetzen, braucht es für Projektierung, Betrieb und Finanzierung von Windparks bessere Rahmenbedingungen.

Unsicherheit über die Nutzbarkeit von guten Standorten, stockende Genehmigungsverfahren und höhere Kosten als in anderen Bundesländern verlangsamen den Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die das Öko-Institut im Auftrag der EWS Elektrizitätswerke Schönau eG in den vergangenen Monaten erstellt und nun vorgestellt hat. Die Autorinnen und Autoren der Studie «Beschleunigung des Windenergieausbaus in Baden-Württemberg» zeigen gleichzeitig mit konkreten Handlungsempfehlungen auf, wie Politik und Behörden die vorhandenen Blockaden auflösen könnten.

Hindernisse in mehreren Projektphasen hemmen den Ausbau

Die Untersuchung basiert auf einer umfassenden Datenauswertung sowie auf Interviews mit insgesamt neun Projektierer:innen für Windenergie in Baden-Württemberg. Eine Reihe von Ursachen führte in der Summe bislang dazu, dass der Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg trotz ambitionierter Zielsetzung der Landesregierung nur sehr schleppend verläuft. «Die Hindernisse finden sich insbesondere in den Projektphasen der Flächensicherung, der Genehmigung und des Netzanschlusses», fasst Moritz Vogel, der mit einem siebenköpfigen Autor:innen-Team des Öko-Instituts Freiburg die Studie erstellt hat, die Ergebnisse zusammen. Die Blockaden in diesen Bereichen seien hauptverantwortlich dafür, dass das Land seinen Ausbauzielen deutlich hinterherhinke: «Im Vergleich zum jährlichen Nettozubau in Baden-Württemberg in Höhe von durchschnittlich 80 Megawatt in den letzten 20 Jahren ist eine Steigerung auf jährlich 400 bis 650 Megawatt erforderlich, um den im Netzentwicklungsplan für Baden-Württemberg ausgewiesenen Zubaupfad zu erreichen. Dies entspricht einer Verfünffachung des bisherigen Zubaus».

Die Autor:innen machen in ihrer Studie vier Handlungsfelder für die Beschleunigung des Windausbaus aus: Mit einer wiederkehrenden Evaluation und Anpassung der Regionalpläne sollte erstens aufgezeigt werden, ob die ausgewiesenen Flächen durch Windenergieprojekte überhaupt nutzbar sind. Zweitens könnte die Umsetzung regionaler und bürgerschaftlicher Projekte vereinfacht werden, indem das Auktionsverfahrens für Flächen im Staatswald Baden-Württembergs modifiziert wird. Das Genehmigungsverfahren selbst könnte drittens insbesondere verbessert werden, indem die zuständigen Behörden miteinander und mit den Projektierern besser zusammenarbeiten, wozu unter anderem mehr und besser geschultes Personal beitragen könnte. Im vierten Handlungsfeld schließlich empfiehlt das Öko-Institut Verbesserungen beim Netzausbau, um den in den Windparks erzeugten Ökostrom mit weniger Aufwand in die Netze einzuspeisen. Ebenfalls kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass Windprojekte in Baden-Württemberg zu höheren Kosten als jene in norddeutschen Bundesländern umgesetzt werden. Mit Blick auf steigendes Interesse an den EEG-Auktionen sollte eine Überarbeitung davon überprüft werden, z.B. durch eine Anpassung des Referenzertragsmodells.

Bürgerbeteiligung und verlässlicher Finanzierungsbedingungen wichtig

«In Baden-Württemberg gibt es viele gute Windstandorte, die Investitionskosten sind in Baden-Württemberg aufgrund einer vielfach anspruchsvollen Topografie und damit einhergehend aufwändigen Logistik jedoch höher als in vielen anderen Bundesländern», sagt dazu Tobias Tusch, Geschäftsführer der EWS Energie GmbH. «Um Windparks in Baden-Württemberg wirtschaftlich betreiben zu können, müssen daher die laufenden Kosten während der Betriebsdauer im Rahmen bleiben,» so Tusch weiter. «Bei den laufenden Kosten spielen die zu zahlenden Pachten eine entscheidende Rolle und ausufernde Pachtforderungen erhöhen die Umsetzungsrisiken von Projekten. Insbesondere öffentliche Grundstückseigentümer haben hier aus unserer Sicht auch eine Verantwortung – insbesondere gegenüber Bürgerenergie, denn Bürgerbeteiligung erhöht die Akzeptanz für die Windkraft.»

Dass die Ausbauziele auf Länderebene nur dann erreicht werden können, wenn die Voraussetzungen dafür auch auf Bundesebene geschaffen werden, betont Peter Ugolini-Schmidt. «Ein verlässlicher Finanzierungsrahmen für Erneuerbare Energien ist eine Grundvoraussetzung für die Beibehaltung eines hohen Ausbautempos», sagt der Leiter Politik der EWS. «Die neue Bundesregierung sollte die aufgrund europäischer Vorgaben notwendige Weiterentwicklung des Finanzierungsrahmens für die Erneuerbaren intensiv mit der Branche diskutieren, bevor falsch abgebogen wird», so Ugolini-Schmidt weiter, «nur so können Rückschritte bei der Energiewende verhindert werden wie im Jahr 2017, als im Rahmen der Einführung des Ausschreibungssystems der Windenergieausbau in Süddeutschland zeitweise vollständig zum Erliegen kam». Darüber hinaus sei wichtig, dass es auch einen starken Impuls für den rein marktlich getriebenen EE-Ausbau über Power-Purchase-Agreement (PPA) gebe. Insbesondere für kleine und mittelständische Akteure sind PPA aufgrund von Ausfallrisiken und höherer energiewirtschaftlicher Anforderungen nach wie vor schwer zu händeln. «Hier könnte ein bundesweites Bürgschaftsprogramm für PPA Abhilfe schaffen», schlussfolgert Ugolini-Schmidt.

Medien

Vier Windkraftanlagen auf einem bewaldeten Berg

Luftaufnahme des Windparks Rohrenkopf

Luftbild: Die EWS-Windkraftanlagen auf dem Rohrenkopf bei Gersbach / Schopfheim können Strom für bis zu 15.000 Haushalte erzeugen.

	Portraitfoto von Moritz Vogel, Öko-Institut

Portraitfoto Moritz Vogel

Moritz Vogel, Senior Researcher Abteilung Energie und Klimaschutz, Öko-Institut

Portrait Tobias Tusch

Portraitfoto Tobias Tusch

Tobias Tusch, Geschäftsführer der EWS Energie GmbH

Portrait Peter Ugolini-Schmidt

Portraitfoto Peter Ugolini-Schmidt

Peter Ugolini-Schmidt, Leiter Politik der EWS

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