Energiespar-Geschichte der EWS
Energiesparen und Energieeffizienz waren nach dem Super-GAU von Tschernobyl und der Gründung der ersten Elterninitiativen in Schönau wichtige Themen, um den Ausstieg aus der Atomkraft zu beschleunigen – und sind es noch heute.
Hintergrund und Idee
Heute veröffentlicht fast jeder Energieversorger Energiespar-Tipps und unterstützt seine Kunden mehr oder weniger engagiert beim Energiesparen. Das war 1986 noch nicht üblich. Wir als engagierte Eltern, die sich nach dem Super-GAU in Tschernobyl in unserer Schwarzwaldgemeinde zusammengefunden hatten, bezogen die Anregungen für unsere Energiespar-Aktivitäten tatsächlich aus den USA.
In einem Vortrag in Basel berichtete damals der Energieberater von Präsident Jimmy Carter, dass 1978, nach der ersten Ölkrise, in den USA Gesetze erlassen worden waren, die Energieversorger zur Sparsamkeit verpflichteten. So durften Energieversorger Kosten für neue Großkraftwerke erst dann auf die Strompreise umlegen, wenn sie nachweislich alle Energiesparmaßnahmen ausgeschöpft hatten. Große Energieversorger klärten ihre Kunden über das Energiesparen auf und stellten zinslose Kredite für energiesparende Geräte zur Verfügung.
Die ersten Selbstversuche
Wir begeisterten uns für den Gedanken, durch Energiesparen den Atomausstieg zu beschleunigen, also die Atomkraftwerke einfach wegzusparen. In unserer Gruppe «Eltern für atomfreie Zukunft e.
V.» starteten wir die ersten Versuche: Wir wollten herausfinden, ob man auch mit weniger Strom auskommen kann, ohne dass sich dadurch die Lebensqualität verändert. Als wir nach einigen Monaten Bilanz zogen, konnten alle mehr oder weniger große Einsparungen vorweisen. Dieses Ergebnis gab uns Mut, unsere Aktivitäten auszudehnen.
Wie bewegt man Menschen?
Die ganze Stadt Schönau sollte jetzt mitmachen beim Stromsparen. Aber welche Anreize konnten wir dazu bieten? Wir grübelten und diskutierten, und schließlich war eine Idee geboren: der Stromspar-Wettbewerb. Die meisten Menschen messen sich ja gern mit anderen – diese Eigenschaft wollten wir uns zunutze machen und das «Weiter, höher, schneller» in den Dienst des Atomausstiegs stellen.
Auch die Idee, Gewerbe und Industrie zu beteiligen, ging auf. Wir bekamen attraktive Preise gestiftet, wie eine klimafreundliche Italien-Busreise vom Reisebüro, Gutscheine für stromsparende Elektrogeräte und vieles mehr. Die Sparkasse steuerte den Druck unserer Flyer und Plakate bei – kurz, wir erhielten weitaus mehr Unterstützung, als wir zu hoffen gewagt hatten.
Organisation des Stromspar-Wettbewerbs
Die Teilnehmer sollten innerhalb eines Jahres so viel Strom sparen wie möglich. Wer dann pro Kopf am meisten eingespart hatte, war unter den Siegern und erhielt einen Preis. Wir ließen die Teilnehmer des Wettbewerbs eingangs eine Anmeldung unterzeichnen, um eine gewisse Verbindlichkeit herzustellen, obwohl natürlich niemand verpflichtet werden konnte, auch wirklich mitzumachen.
Natürlich wollten wir auch diejenigen nicht außen vor lassen, die schon zu Beginn einen sehr niedrigen Stromverbrauch hatten und daher nur begrenzte Einsparmöglichkeiten. Also gab es eine zweite Gewinner-Kategorie: diejenigen mit dem geringsten Pro-Kopf-Verbrauch.
Bürger motivieren und informieren
Stromspar-Wettbewerbe waren damals etwas völlig Neues, das von den Medien gerne und ausgiebig aufgegriffen wurde. Die Tageszeitungen berichteten, veröffentlichten ebenso wie die Gemeindeblätter unsere Stromspar-Tipps und wiesen auf unsere Veranstaltungen hin. Begleitend waren wir wöchentlich mit Infoständen vertreten und propagierten über den Wettbewerb hinaus auch Mülltrennung und umweltfreundliches Mobilitätsverhalten.
Auf der Spur des Glühbirnenmännchens
Unsere sorgfältig recherchierten Stromspar-Tipps wurden bald in der kleinen Broschüre «Strom sparen – leicht gemacht» zusammengefasst und ansprechend mit dem «Glühbirnenmännchen» illustriert. Wir verliehen unentgeltlich Stromzwischenzähler, damit die Teilnehmer stromfressende Haushaltsgeräte identifizieren konnten. Den Kauf neuer, sparsamer Geräte unterstützten unsere Energieberater mit entsprechender Beratung.
Eine gute Unterstützung beim Sparen waren Wochenstrom-Verbrauchslisten, in die der Stromkunde den jeweilgen Wochenverbrauch selbst einträgt. Diese regelmäßige Rückmeldung sorgt schnell für ein ganz anderes Verbrauchsverhalten. Dazu gab es dann eine spezielle Tippserie «Entwickeln Sie ein liebevolles Verhältnis zu Ihrem Stromzähler und besuchen ihn einmal wöchentlich». Diese Tipps entwickelten so etwas wie einen Kultcharakter, die Leser amüsierten sich und folgten erstaunlicherweise diesen Tipps mehr als den rein informativen.
Energiespar-Themen als Dauerbrenner?
Essentiell waren sicherlich die Veranstaltungen zum Strom- und Energiesparen, die wir über die achtjährige Laufzeit der Stromspar-Wettbewerbe regelmäßig durchführten. Natürlich kann man nicht acht Jahre lang Vorträge zu diesem Thema halten, ohne dass das Interesse irgendwann erlahmt. Was also tun, wenn man Energiesparen ständig im Bewusstsein halten will?
Die Lösung war, das Thema in Kurzvorträge von fünf bis zehn Minuten zu verpacken und an den Anfang aller möglichen Vorträge und Veranstaltungen zu stellen. Mit Arztvorträgen erreichten wir die ganze Breite der Bevölkerung, mit Informationen zum Thema Erbrecht die älteren Jahrgänge. Die Jugend begeisterte sich für Rockmusik, und auch die Freunde klassischer Musik oder des Kabaretts kamen nicht zu kurz. So war für jeden etwas dabei – und für alle unsere Stromspar-Informationen.
Ergebnisse der Stromspar-Wettbewerbe
An den Wettbewerben haben in Schönau zwischen 15 und 20% der Haushalte teilgenommen. Die Einsparungen bewegten sich pro Jahr zwischen elf und 15%, wobei viele Teilnehmer mehrere Jahre lang mitmachten. Betrachtet man die Gruppe von Stromsparern, die an allen Wettbewerben teilgenommen haben, so konnten diese ihren Pro-Kopf-Verbrauch um rund 25% verringern. Der Durchschnittsverbrauch der «Stromsparer» lag 1992 pro Kopf und Jahr etwa 20% unter dem des «normalen» Haushaltskunden.
Die wahre Zahl der Stromsparer in Schönau dürfte allerdings viel größer gewesen sein als die der Wettbewerbsteilnehmer. 1992 antworteten 22% der Teilnehmer einer Umfrage, dass sie die Tipps nutzten und Strom sparen würden, dies aber nicht öffentlich machen wollten.
Ausstrahlung und Breitenwirkung
Unsere Ideen fanden vor allem in den ersten Jahren viele Nachahmer. Besonders beliebt waren dabei die Stromspar-Tipps, die in Auszügen in kommunalen Anzeigblättern, auf Internet-Seiten von Umweltverbänden und -vereinen oder von Privatpersonen veröffentlicht wurden. Selbst andere Energieversorger fragten um die Erlaubnis an, unsere Tipps für ihre Kunden zur Verfügung stellen zu dürfen. Unsere Broschüre wurde vielfach nachgedruckt und fand in ganz Deutschland Verbreitung.
Auch die Politik wollte nicht außen vor sein: Zur ersten Preisverleihung kam ein Staatssekretär aus dem Bundesumweltministerium nach Schönau, ab dem siebten Stromspar-Wettbewerb übernahm der damalige baden-württembergische Umweltminister, Harald B. Schäfer, die Schirmherrschaft. «Der siebte Schönauer Stromspar-Wettbewerb ist für mich ein Beweis, wie auf kommunaler Ebene viele kleine Anstrengungen … eine signifikante Verminderung des Stromverbrauchs ergeben», so der Umweltminister in seinem Grußwort.
Und heute?
Die EWS führt die gute Tradition des Strom- und Energiesparens auch als Unternehmen weiter.
- Unsere Stromsparbroschüre, die umfangreichste Sammlung von Strom- und Energiespar-Tipps für Privathaushalte, wurde in Zusammenarbeit mit dem Bund der Energieverbraucher mehrmals aktualisiert und zehntausendfach an Stromkunden und andere Interessierte verteilt.
- Allen Interessierten bieten wir online unsere Energiespar-Tipps, einen Einkaufsratgeber und einen persönlichen Energiespar-Check zur Einschätzung des eigenen Verbrauchs im Vergleich zum Durchschnittshaushalt.
- Um Stromfressern auf die Spur zu kommen, verleihen wir kostenlos Strommessgeräte an unsere Kunden.
- Auch finanziell fördern wir Effizienz- und Einsparmaßnahmen wie z.
- Um die Gedanken des Energiesparens weiterzuverbreiten, halten wir in ganz Südbaden Vorträge zum Strom- und Energiesparen – diese können bei den EWS einfach angefordert werden.
Auch bei uns setzen wir um, wozu wir andere motivieren wollen
- Die Heizung erfolgt über unsere mit Biogas betriebenen Blockheizkraftwerke und unsere Brennstoffzelle.
- Dabei erzeugen wir mehr Strom als wir selbst benötigen: Unsere Photovoltaik-Module haben eine Leistung von 90
- In allen Büros im Neubau gibt es einen Zentralschalter, mit dem die Mitarbeiter Computer, Monitore, Drucker und Kopierer abschalten können.
- Die Leuchten schalten sich automatisch durch Bewegungsmelder an und ab.
Machen Sie mit!
Energiesparen, Energieeffizienz und Erneuerbare Energien sind die drei Säulen der Energiewende und der Schlüssel zum Klimaschutz. Jeder von uns kann mit über den Erfolg der Energiewende entscheiden und auch darüber, wie unsere Welt in Zukunft aussehen wird. Lassen Sie uns alle miteinander daran arbeiten, dass auch nachfolgende Generationen noch ein gutes Leben führen können.