Klimafolgen lindern – Klimaschutz stärken
Ein Bericht von Petra Völzing
Ein umfassendes Programm aufeinander abgestimmter Projekte sorgt für mehr Lebensqualität in den Dürregebieten Ugandas.
Uganda ist ein Land von großer landschaftlicher Vielfalt. Im Süden grenzt es an den riesigen Victoriasee. Der Regenwald des Murchison-Falls-Nationalparks im Nordwesten ist ein Refugium für Gorillas. Im westlich gelegenen Ruwenzori-Gebirge an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo erheben sich die Gipfel bis über 5.000 Meter Höhe. Durch die Mitte des Landes zieht sich über 700 Kilometer der «Viehkorridor», ein ausgedehntes Trockengebiet, vom äußersten Südwesten bis in den Osten. Hier leben die Menschen traditionell von Ackerbau und Viehwirtschaft.
Doch der Klimawandel ist in dieser Region deutlich spürbar: Gab es früher noch zwei verlässliche Regenzeiten, so bleibt ergiebiger Regen jetzt immer häufiger ganz aus. Bereits seit fünf Jahren herrscht im Viehkorridor extreme Dürre.
Es fällt immer weniger Regen
Seit vielen Jahren unterstützt der «Internationale Ländliche Entwicklungsdienst» (ILD) gemeinsam mit ugandischen Partnerorganisationen die notleidenden Menschen. Hermann Schuten, Afrikaexperte und Projektverantwortlicher beim ILD, hat jahrelang in Uganda gelebt und kennt die Situation sehr gut. «Manchmal fällt ein wenig Regen, dann säen die Menschen eilig ihren Mais aus, in der Hoffnung, dass er gut wächst, aber dann verdorrt er wieder», berichtet er. So kann es drei- bis viermal hintereinander gehen. Durch die anhaltende Trockenheit stirbt auch das Vieh und Familien hungern. Der ILD musste in besonders betroffenen Regionen schon mehrmals Nothilfe leisten. Weil es immer trockener wird, müssen die Menschen zudem immer größere Strecken zurücklegen, um an Wasser zu gelangen.
Selbsthilfe soll gefördert werden
Es wird immer klarer, dass sich die Menschen in diesen Gebieten dauerhaft an die sich verändernden Lebensbedingungen anpassen müssen. Dafür hat der ILD in enger Zusammenarbeit mit seinen Partnerorganisationen ein ganzheitliches Programm entwickelt, das die Menschen in die Lage versetzt, ihre Lebensqualität zu verbessern, indem es die Folgen des Klimawandels abmildert und gleichzeitig den Klimaschutz voranbringt. «Es ist ungemein wichtig, dass die Menschen hier Möglichkeiten an die Hand bekommen, die sie selbst umsetzen und finanzieren können», sagt Schuten, «am besten mit Materialien, die vor Ort verfügbar sind.»
Der ILD und seine Partnerorganisationen sind über den gesamten Viehkorridor aktiv, der von sehr unterschiedlichen Volksgruppen bewohnt wird. «Es ist sinnvoll, mit lokalen Partnerorganisationen zusammenzuarbeiten, die die jeweiligen Gegebenheiten, kulturellen Ausprägungen und Bedürfnisse der Menschen kennen», weiß Schuten. Diese können die Maßnahmen gemeinsam mit der Bevölkerung entsprechend anpassen. In den Distrikten in Zentraluganda arbeitet der ILD mit der kirchlichen «Caritas Kasanaensis» und der Frauenorganisation «Wekembe» zusammen. In Ostuganda ist die unabhängige Nichtregierungsorganisation «Apoolo Na Angor» (ANA) gemeinsam mit dem ILD aktiv.
Ungebrannte Ziegel sparen CO₂
Weil die Bevölkerung wächst und dringend mehr Wohnraum geschaffen werden muss, wird zunächst beim Hausbau angesetzt. Dr. Moses Kizza Musaazi von der Makerere-Universität in Kampala hat eine Technik entwickelt, mit der Ziegelsteine hergestellt werden können, ohne sie zu brennen. Der allgegenwärtige rote Sand wird mit drei Prozent Zement und etwas Wasser gemischt, in einer speziellen Maschine gepresst und dann einfach getrocknet.
«Früher wurden Ziegel in einer aufwendigen Prozedur gebrannt. Das dauerte zwei Tage, hat Unmengen Holz verbraucht und die Ziegel waren von schlechter Qualität», sagt Schuten. Mit der neuen Technik kann dagegen Zeit, Holz und jede Menge CO₂ eingespart werden. Die Ziegel sind so geformt, dass man sie einfach ineinanderstecken kann, ähnlich wie Legosteine. Mit diesen Ziegeln werden die Häuser wesentlich stabiler und sind zudem deutlich witterungsbeständiger.
Die einfachen Pressmaschinen für die Ziegel funktionieren im Handbetrieb. Sie wurden in Deutschland entwickelt, sind aber so konstruiert, dass sie mit simplen Mitteln auch in Uganda hergestellt werden können. Auch Wassertanks können mit den gepressten Ziegeln errichtet werden. Mit ihnen wird das spärliche Regenwasser von den Dächern gesammelt. Das erspart den Familien die immer länger werdenden Wege zu den Wasserstellen und auch Geld – denn das Wasser an den Brunnen ist nicht umsonst.
Gefördert wird vom ILD weiterhin die Umstellung auf energieeffiziente Kochstellen, die weniger Holz verbrauchen und damit weniger CO₂ ausstoßen. Auch diese Öfen bauen die Menschen aus heimischen Materialien selbst. Außerdem werden Solarpanels installiert. Der damit erzeugte Strom sorgt für Licht und die Möglichkeit, Handys oder andere elektronische Kleingeräte aufzuladen.
Sehr vielseitig: der trockenresistente Moringabaum
Ein weiterer bedeutsamer Baustein des Programms ist das gezielte Anpflanzen von Moringas. Der ursprünglich aus Indien stammende Moringabaum ist in Uganda verbreitet, sein großer Nutzwert ist aber noch nicht lange bekannt.
Der ILD fördert den Anbau, indem er in den Dörfern die Samen ausgibt. Moringas sind trockenresistent und bilden selbst bei Dürre ein Schatten spendendes Blätterdach. Die Blätter und Samen können gegessen werden. Aus den Samen wird zudem Öl gewonnen. Moringasamen enthält viele wertvolle Nährstoffe, unter anderem Eiweiß, Mineralstoffe und einen besonders hohen Anteil an Vitamin A. Moringaöl und Produkte aus den Blättern werden bis nach Europa vermarktet. Für die Menschen im Viehkorridor hat Moringa aber noch weitere Vorteile: Das Laub trägt zur Verbesserung der Böden bei, zusätzlich dient der schnell wachsende Baum als Brennholzlieferant.
Klimaschutz, der Einkommen schafft
Übergreifendes Ziel der Projekte ist es, möglichst vielen Familien zu einer Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse zu verhelfen. Alle werden bei diesen Veränderungen miteinbezogen. Gemeinsam planen und entscheiden die Menschen, welche Verbesserungen für sie am wichtigsten sind. Wer von Wassertanks und effizienten Öfen profitiert, spart Geld, weil er weniger Wasser und Brennholz kaufen muss. «Die Produktion der Ziegel, der Bau der Öfen, das Herstellen von Produkten aus Moringa oder auch Bereitstellung des Solarstroms zum Aufladen sind aber zudem Möglichkeiten, Einkommen für die Familien zu generieren», ergänzt Schuten.
Damit die Verbesserungen nicht als reines Geschenk betrachtet werden, beteiligt man die Familien an den Kosten, indem sie je nach Möglichkeit Beträge in einen Klimafonds einzahlen. Aus diesem Fonds sollen dann weitere Familien dabei unterstützt werden, ihre Lebensqualität zu verbessern und gleichzeitig das Klima zu schützen. «Die Menschen sind den neuen Ideen gegenüber sehr aufgeschlossen und motiviert, ihre eigene Situation zu verbessern, weil sie auf jeder Ebene einbezogen werden», erklärt Schuten. «Nur so ist es möglich, die Lebensbedingungen hier in Uganda nachhaltig zu verbessern.»
Der Internationale Ländliche Entwicklungsdienst e. V. (ILD) wurde 1988 gegründet und ist die Entwicklungshilfeorganisation der «Katholischen Landvolkbewegung Deutschlands e. V.» (KLB). Der ILD fördert mit ganzheitlich angelegten, integrierten Programmen weltweit die Entwicklung ländlicher Lebensräume. Dafür arbeitet der Verein eng mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen und unterstützt insbesondere Selbsthilfebewegungen und Maßnahmen, die die Folgen des Klimawandels abmildern und gleichzeitig den Klimaschutz voranbringen. Weitere Informationen zum ILD und seinem Uganda-Programm finden Sie auf der ILD-Website.
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«Mich überzeugt Der ganzheitliche Ansatz»
Bärbel Höhn, Energiebeauftragte der Bundesregierung für Afrika, engagiert sich seit Jahren privat in den betroffenen Gebieten Ugandas. Lesen Sie im Interview mit Bärbel Höhn, wie es dazu kam und warum sie überzeugt ist, dass die Maßnahmen des ILD von den Menschen auch wirklich angenommen und beibehalten werden.