«Mich überzeugt der ganzheitliche Ansatz»
Bärbel Höhn im Gespräch mit Petra Völzing
Bärbel Höhn, Energiebeauftragte der Bundesregierung für Afrika, unterstützt seit vielen Jahren privat die Arbeit des Entwicklungsdienstes (ILD) in Uganda.
Frau Höhn, Sie haben eine besondere Beziehung zu Uganda. Wie kam es dazu?
2009 fuhr ich als Bundestagsabgeordnete im Rahmen eines Dialogprogramms von «Caritas international» zum ersten Mal nach Uganda. Dort lebte ich mehrere Tage lang bei einer Familie auf dem Land nördlich von Kampala. Ziel des Programms war es, Entscheidern aus Politik und Wirtschaft einen unverstellten Eindruck vom Leben in Uganda zu vermitteln. Das hat sehr gut funktioniert. Ich habe mit meiner Gastfamilie gekocht und auf dem Feld gearbeitet, war mit der Tochter in der Schule, einkaufen auf dem Markt. Natürlich hat mir meine Gastgeberin, eine alleinerziehende Mutter, auch viel aus ihrem Leben erzählt – zum Beispiel wie die Schreckensherrschaft von Idi Amin in den 1970er-Jahren bis heute in den Familien nachwirkt. Diese Erfahrung hat mich tief beeindruckt, und ich wollte etwas für diese Menschen tun.
Was haben Sie danach unternommen?
Auf dieser Reise habe ich Hermann Schuten vom «Internationalen Ländlichen Entwicklungsdienst» kennengelernt und wir haben damals schon überlegt, wie wir sinnvoll helfen können. Wichtig war uns, die Unterstützung der Bevölkerung mit Umwelt- und Klimaschutz zu verbinden. Ich wollte nicht einfach Geld spenden, deshalb habe ich gemeinsam mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern in Oberhausen und Dinslaken den Verein «Faire Welt» gegründet, über den ich mich bis heute privat für Uganda engagiere.
Wir arbeiten sehr gut mit dem ILD und dessen Partnerorganisationen in Uganda zusammen und können sicher sein, dass das Geld bei den Projekten ankommt. In einem ersten Projekt haben wir die Bewohner mit effizienten Öfen unterstützt. Diese Öfen verbrauchen wenig Holz und können von den Menschen selbst aus heimischen Materialien gebaut werden. Wir haben auch ein Mikrokreditprogramm aufgelegt und den klimaschonenden Hausbau vorangetrieben.
Inzwischen hat der ILD die ersten Ansätze zu einem regionenübergreifenden, integrativen Programm weiterentwickelt. Was gefällt Ihnen an diesen Projekten?
Mich überzeugt der ganzheitliche Ansatz. Die Menschen werden von Anfang an in die Planung und Umsetzung der Projekte mit einbezogen. Die Bewohner der Dörfer finden sich zusammen und besprechen, welche Veränderungen für sie am wichtigsten sind, wie die Projekte umgesetzt werden und wer dafür die Verantwortung übernimmt. Auf diese Weise werden die Maßnahmen, die ja auch eine Veränderung sehr alter Gewohnheiten erfordern, wirklich angenommen und auch beibehalten.
Menschen lernen, ihre Lebensqualität eigenständig zu verbessern und schützen gleichzeitig Umwelt und Klima.
Kann es nicht auch problematisch sein, ein Projekt in einem so großen Gebiet voranzutreiben?
Tatsächlich zieht sich der Trockengürtel über 700 Kilometer quer durch das Land. Der ILD ist allerdings in allen Landesteilen bestens mit verlässlichen Partnerorganisationen vernetzt. So können die Maßnahmen sehr kleinteilig an die konkreten Lebensbedingungen und klimatischen sowie kulturellen Gegebenheiten in den jeweiligen Regionen angepasst werden. Ich war 2018 wieder in Uganda und habe die Gelegenheit genutzt, das Dorf, in dem ich 2009 war, noch einmal zu besuchen. Es hat sich einiges zum Besseren verändert. Doch angesichts des Klimawandels bleibt auch noch viel zu tun.
Über Bärbel Höhn
Bärbel Höhn, 1952 geboren, hat in Kiel Mathematik studiert. 1985 wurde sie Mitglied der Grünen. Von 1990 bis 1995 war sie Abgeordnete des Landtags in Nordrhein-Westfalen, von 1995 bis 2005 Landesministerin für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft. Von 2005 bis 2017 saß sie als Abgeordnete der Grünen im Deutschen Bundestag.
Seit 2017 arbeitet sie ehrenamtlich als Energiebeauftragte für Afrika für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Seit 2009 unterstützt sie privat Klimaschutz- und Entwicklungsprojekte in Uganda.
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Klimafolgen lindern – Klimaschutz stärken
Durch den fortschreitenden Klimawandel leiden die Menschen in Uganda unter anhaltenden Dürren und Ernteausfällen. Mit welchen Maßnahmen der ILD gemeinsam mit seinen lokalen Partnerorganisationen hier konkret Abhilfe schafft, erfahren Sie in unserem Bericht über das Uganda-Programm des ILD.