Gärten voller Energie
Ein Bericht von Peter Stäuber
Eine Genossenschaft will mit gemeinschaftlich genutzten Gärten für mehr Nachhaltigkeit in London sorgen – und zur Diskussion darüber anregen.
Auf den ersten Blick sieht die «Brondesbury Park Rail Station» aus wie eine ganz normale S-Bahn-Haltestelle. Sie liegt im Nordwesten von London und ist im Abendverkehr mäßig belebt – im Zehnminutentakt sammeln hier die Züge der Overground-Linie die Pendler ein. Viele der Wartenden scrollen auf ihren Handys herum oder blättern im «Evening Standard», der Londoner Abendzeitung. Andere aber schauen sich neugierig um. Hinter der kleinen Mauer, auf die sich manche müde Passagiere gesetzt haben, erblicken sie am Rand des Bahnsteigs Salatbeete und kleine Feigenbäume, dahinter klettert Hopfen an einer Holzwand hinauf. Wenn man ein paar Schritte auf das Mäuerchen zugeht, hört man plötzlich Bienen summen. Dann sieht man auch die großen, mit Regenwasser gefüllten Zuber, über denen Photovoltaikmodule installiert sind. Die Brondesbury Park Station ist eben nicht nur eine Haltestelle, sondern auch ein «Energy Garden» – ein kleines Biotop mitten in der Metropole.
Der Hauptteil des Gartens liegt hinter dem gegenüberliegenden Bahnsteig, ein kleines Tor in einem niedrigen Holzzaun bietet jederzeit Zutritt für alle. Dahinter schlängelt sich ein schmaler Pfad durchs Gras, rechts davon steht ein Stuhl und ein Tisch, zusammengeschustert aus Paletten, darauf eine Hacke, eine Spatengabel, eine Astschere. Ein paar Schritte weiter, im hüfthohen Gras, steht Agamemnon Otero, gekleidet in ein langärmliges T-Shirt und eine orangefarbene Warnweste, und schneidet Brombeerbüsche.
Wir wollten eine Debatte über Nachhaltigkeit anstoßen.
Otero ist ein 44-jähriger Mann voller Energie, der stets ein Lächeln auf dem Gesicht trägt. Praktisch ohne Unterbrechung redet er: über den gesundheitlichen Nutzen bestimmter Pflanzen, die hier wachsen, über die Quartierbewohner, die im Garten mithelfen und Gemüse anbauen, über das hektische Leben der Arbeiterbienen – und darüber, wie es dazu kam, dass er «Energy Garden» gründete. «Es ging im Kern um den Wunsch, innerhalb der Zivilgesellschaft eine Debatte über Nachhaltigkeit anzustoßen», sagt Otero.
Eine Metropole wie London, mit ihren über neun Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern, sei der perfekte Ort dafür: «Jährlich werden hier im öffentlichen Verkehr mehr als zwei Milliarden Fahrten zurückgelegt. In jeder Overground-Station steigen täglich rund 6.000 Menschen ein, aus und um. Sie warten im Schnitt rund vierzehn Minuten auf den Zug», erklärt Otero. Wie der Name verrät, verläuft die Overground-Bahn ausschließlich oberirdisch. «Die meiste Zeit schauen die wartenden Passagiere auf ihre Handys», fügt er hinzu. Der Garten auf dem Bahnsteig soll ihre Aufmerksamkeit stattdessen auf ihre Umwelt lenken: So kommen die Londoner in direkten Kontakt mit der Natur und haben eine Viertelstunde Zeit, die Gedanken schweifen zu lassen, um über Nachhaltigkeit und den Klimawandel zu sinnieren – sowie darüber, woher unser Essen kommt. «Wir haben Solarzellen auf dem Bahnsteig, Systeme zum Auffangen des Regenwassers und Grünflächen», sagt Otero. «All das regt zum Nachdenken, zur Debatte an.» Mehr noch: Die Passagiere werden eingeladen, zu den Gartenhandschuhen zu greifen und selbst aktiv zu werden.
Von der Brache zum Ort der Vielfalt
Beim Bahnhof Brondesbury Park sind an diesem Abend etwa ein Dutzend Besucher vorbeigekommen, um bei der Gartenarbeit mitzuhelfen. Es ist die «London Climate Action Week», und das Team von Energy Garden führt die Lokalanwohner in ihr Projekt ein. «Vor zehn Jahren war diese gesamte Fläche mit schwarzen Plastikplanen abgedeckt», berichtet die 31-jährige Botanikerin Naomi Paine während ihrer Einführung. «Der erste Schritt bestand darin, die Planen zu entfernen und die Pflanzen erst einmal wachsen zu lassen.» Heute sind weite Teile der ehemaligen Brache von hohem Gras und Büschen bedeckt, ein wildes Stück Natur. An einem Ende steht jetzt ein Bienenstock, und in den Bäumen schlafen tagsüber Fledermäuse. Auch das Igel-Haus wird hin und wieder bewohnt. Jetzt gehe es daran, die Biodiversität durch das Pflanzen neuer Arten zu fördern, um mehr Lebewesen anzulocken, erklärt sie. «Denn je mehr einheimische Pflanzenarten hier wachsen, desto mehr Bestäuber können im Garten leben und die Artenvielfalt voranbringen.»
Die Pendler und Anwohner für den Garten zu interessieren und sie in die anfallende Arbeit einzubeziehen, sei ein zentraler Zweck von Energy Garden, erläutert Paine. Genau das war es auch, was sie selbst für das Projekt begeisterte: «Ich wollte für eine Organisation arbeiten, die auf die Leute zugeht und sie einbindet – Leute, die sich sonst kaum in Gärten betätigen und mit Themen wie Biodiversität wenig vertraut sind. Es ist wichtig, dass sich möglichst viele Menschen mit der Natur auseinandersetzen und mehr über ihre Umwelt lernen.» Wer Gemüse einfach im Supermarkt einkauft, sei abgekoppelt von der Herkunft seines Essens, fügt ihr Kollege Agamemnon Otero hinzu. «Aber wenn ich mit eigener Hand den Samen setze, wenn ich die Tomate selbst züchte und anschließend pflücke, dann habe ich eine sehr enge Beziehung zu dem, was ich esse.»
Es ist eine Kooperation unter den Menschen, eine Auseinandersetzung mit der Stadt.
Allen steht es frei, was genau sie im Garten tun möchten. Man kann pflanzen, was man will, solange man sich mit den anderen koordiniert. «Alles ist frei zugänglich – die Pflanzen, die Ernte, das Wasser. Es ist eine Kooperation unter den Menschen, eine Konversation mit der Stadt», sagt Otero. Brondesbury Park ist einer der größten Energy Gardens, in ganz London gibt es mittlerweile fast drei Dutzend solcher Oasen. Über 300 Anwohner engagieren sich regelmäßig in den Gärten. «Energy Garden unterstützt sie zunächst bei der Planung sowie beim Aufbau der Grünflächen und der PV-Anlagen», sagt Kyle Baldock, ein groß gewachsener 29-Jähriger, der beim Projekt für den Kontakt und Austausch mit den lokalen Gruppen zuständig ist. 2018 begann er als freiwilliger Mitarbeiter, heute ist er «Community Engagement Officer» bei Energy Garden. «Für uns ist es wichtig, dass wir mit den lokalen Communitys langfristige Beziehungen eingehen, damit sie weiter wachsen können», erzählt Baldock. Um dieses Miteinander zu fördern, legt Energy Garden auch so großen Wert darauf, das Projekt als Genossenschaft aufzubauen.
Gemeinsam etwas schaffen – und bewahren
Genossenschaft setzt auf Gemeinschaftlichkeit. «Es ist das Gegenteil von Philanthropie, wo ein reicher Mensch sagt: Ihr seid arm, ich gebe euch etwas. Stattdessen ist es eine Kollaboration», erläutert Agamemnon Otero. Energy Garden formierte sich 2016 zu einer sogenannten «Community Benefit Society», einer Art von Kooperative, bei der Interessierte sich direkt an einem lokalen Projekt beteiligen können. 2018 wurden die ersten Anleihen ausgegeben. «In jenem Jahr traten 200 Leute der Genossenschaft bei, und wir brachten auf diese Weise 600.000 Pfund zusammen», berichtet Baldock stolz. Zudem wird Energy Garden durch Spenden von Lokalbehörden, Unternehmen und Universitäten unterstützt.
Otero verweist auf die zahlreichen Studien, die zeigen, worin der Nutzen von gemeinsam verwalteten «Allmenden» besteht – also von Grünflächen, die im Gemeinbesitz sind und nicht einer Privatperson oder Organisation gehören; er spricht insbesondere von der Arbeit der Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom: «Sie hat gezeigt, dass Ökosysteme, die im Kollektiv verwaltet werden, seien es Wälder oder Fischereigründe, am besten gepflegt sind.» Wenn hingegen außenstehende Akteure die Flächen nicht als Allmenden zum Nutzen aller sähen, sondern einzig als Profitquelle, würden sie negative Feedbacks schaffen, das System ausbeuten – und es am Ende zerstören.
Vom Kommunenkind zum kommunalen Engagement
Mit dem Leben auf Allmenden hat Agamemnon Otero schon früh Erfahrung gemacht. Geboren als Sohn eines Uruguayers und einer russischstämmigen Amerikanerin, wuchs er in New York auf. Seine Jugendzeit verbrachte er in Nachhaltigkeits-Kommunen im Hinterland der Metropole. «Wir hatten unsere eigenen Druckereien, unsere Genossenschaften, unsere Bäckereien – ich bin also mit diesem Ethos aufgewachsen», erzählt er. «Aber ich war immer der Meinung, dass wir nicht aufs Land fliehen müssen, um solche Systeme aufzubauen. Wir sollten sie auch im städtischen Raum haben.»
Nach seinem Studium der Architektur mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit und Energie in London, wo er sich vor zwanzig Jahren niederließ, machte er sich daran, seine Ziele umzusetzen. Er entwarf zunächst Energie- und Abfallsysteme für ein Krankenhaus im Süden der Stadt und installierte eine Photovoltaikanlage auf dessen Dach. Danach bat ihn die Lokalbehörde von Lambeth, einem Londoner Gemeindebezirk, dasselbe für die nahe gelegene Sozialbausiedlung «Loughborough Estate» in Brixton zu tun: In enger Kooperation mit den dortigen Bewohnern entwarf Otero als Projektleiter eine Photovoltaikanlage auf den Dächern der Gebäude und gründete die Energiegenossenschaft «Repowering».
«Repowering» – eine britische Energiegenossenschaft
Die Planung für das Brixton-Projekt begann 2011. Die PV-Anlage auf der Sozialbausiedlung wurde über Genossenschaftsanteile finanziert. Mit dem damit erzeugten Strom werden die Flure der Gebäude beleuchtet und die Aufzüge versorgt, was auch die Kosten für die Gebäudeverwaltung senkt. Zudem erhält die Genossenschaft für jede erzeugte Kilowattstunde im Rahmen eines staatlichen Einspeisevergütungsprogramms zusätzlich Geld. Mithilfe der Dachorganisation «Repowering», mit Agamemnon Otero als Geschäftsführer, entstanden weitere Energiegenossenschaften in ganz London, die meisten mit dem Ziel Photovoltaik auf die Dächer von Sozialbauten zu bringen.
Etwa zur gleichen Zeit, als die Genossenschaftsmitglieder die ersten PV-Anlagen aufbauten, machte sich Otero darüber Gedanken, wie er in der Metropole das kollektive Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Biodiversität schärfen und das soziale Miteinander fördern könnte. So entstand die Idee, brachliegende Gelände entlang von Overground-Stationen in gemeinsam verwaltete Gärten zu verwandeln.
Gut fürs Miteinander, gut für die Umwelt
Seit der Gründung von Energy Garden vor zehn Jahren ist das Projekt enorm gewachsen – mehrere Tausend Quadratmeter Boden sind in Grünflächen verwandelt worden. Über vierzehn Stadtbezirke unterstützen das Projekt finanziell, eine Million Menschen haben die Gärten besucht, viele von ihnen sind zum Mitmachen animiert worden und haben sich der Genossenschaft angeschlossen.
Jeder Garten soll einen kleinen Teil dazu beitragen, die Klima- und Umweltkrise zu bekämpfen. Wie in Brondesbury Park sind viele Gärten mit Solaranlagen ausgestattet: Sie stellen den Strom für den lokalen Gebrauch zur Verfügung – etwa zum Antreiben der Wasserpumpe. Der Rest wird an Energieunternehmen verkauft. Diese Infrastruktur soll beständig erweitert werden, Park für Park.
Im September 2020 lancierte die Kooperative ein neues, groß angelegtes Anleiheangebot: Ziel ist es, Millionen von Pfund zu sammeln, um Dächer von Transportdepots mit PV-Modulen zu bestücken. In einer ersten Phase möchte man eine Höchstleistung von 400 Kilowatt-Peak erzielen, die der Genossenschaft genügend Einnahmen bringen soll, um finanziell auf eigenen Füßen zu stehen: So will man unter anderem voll bezahlte Stellen für die freiwilligen Mitarbeiter schaffen, die sich um die Gärten kümmern. Und man möchte mit den Einnahmen auch Individuen, Communitys und Unternehmen zusammenbringen und dafür sorgen, dass das gewonnene Know-how an die nächste Generation weitergegeben wird.
Training für eine nachhaltige Energiezukunft
Es ist ein regnerischer Samstag in Brixton, einem Londoner Stadtteil südlich der Themse, zwei Tage nach unserem Besuch in Brondesbury Park. In einem Künstleratelier, das sich im backsteinernen Bogen eines Bahnviadukts befindet, stehen zehn junge Menschen um einen Holztisch, in der Hand hält jeder einen Lötkolben. Konzentration ist gefragt – denn die Aufgabe besteht darin, zwei Solarzellen zu kontaktieren, damit der Strom durchfließen kann. Ein dünner Aluminiumstreifen muss an beiden Platten angelötet werden – eine Arbeit, die viel Fingerspitzengefühl erfordert. Es ist das erste Mal, dass die jungen Leute Solarzellen in der Hand halten und damit arbeiten, und es bereitet ihnen einen Riesenspaß.
Wir statten junge Menschen mit den Fertigkeiten aus, die sie für ihr Vorankommen benötigen.
Der Workshop ist Teil eines Trainingsprogramms für junge Londoner zwischen 18 und 24 Jahren, das Energy Garden anbietet, erklärt Sian Palmer, dessen Koordinatorin. In einem mehrmonatigen Kurs werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Welt der Energiekooperativen und grünen Wirtschaft eingeführt. Sie lernen etwa, wie der globale Strommarkt funktioniert, warum die herkömmliche Energieerzeugung die Luft verschmutzt, wie die Umweltgesetzgebung aussieht oder welche genossenschaftlichen Finanzierungsmodelle es gibt. Zudem gibt es Lehrgänge über Biodiversität und Gartenarbeit – es ist eine Art Crashkurs in Nachhaltigkeit, der die Jugendlichen inspirieren soll, selbst in diesem Sektor tätig zu werden.
Heute zeigt ihnen das Team von Energy Garden, wie Solarzellen Strom erzeugen und wie man selbst eine baut. Neben Sian Palmer und Agamemnon Otero ist auch Ben Phillips, der technische Berater, da. Er wird nach der Mittagspause demonstrieren, wie man die Solarzellen an eine Wasserpumpe anschließt. «Das Ausbildungsprogramm stattet junge Menschen mit Fertigkeiten aus, die ihnen im Job, Studium oder in eigenen Projekten, die sie aufbauen wollen, helfen können», sagt Palmer. Gesponsert wird der Kurs von einer Investmentfirma, die nachhaltige Unternehmen unterstützt. Die Jugendlichen werden im Anschluss die Möglichkeit erhalten, mehrmonatige Berufserfahrung in Wind-, Solar-, Biogas- oder Cleantech-Firmen zu sammeln.
Jalil, ein charismatischer 22-Jähriger mit Cornrow-Zöpfen, dem gerade eine Solarzelle zerbrochen ist, arbeitet sonst als Musiker im Osten von London. Er wuchs in der Sozialsiedlung «Banister House» im Stadtbezirk Hackney auf, wo er noch heute wohnt. Als Oteros Repowering-Projekt sich vor rund fünf Jahren daran machte, Solarzellen auf den Dächern seines Blocks zu installieren, war Jalil einer derjenigen Bewohner, die beim Aufbau mithalfen und Mitglied der Energie-Kooperative wurden. Vor einigen Wochen erzählte ihm Otero von diesem Kurs – und Jalil war Feuer und Flamme. «Erneuerbare Energien sind die Zukunftsbranche», sagt er, und er möchte darin tätig werden – als zweites Standbein neben seiner Musikkarriere. «Ich will alles lernen über neue Arten der Energiegewinnung, mich interessiert vor allem die finanzielle Seite. Mein Ziel ist es, die Wirtschaft nachhaltiger zu machen und deren Profite in sinnvolle Projekte zu stecken.»
Faire Chancen – gerade für Benachteiligte
Der Kurs dauert insgesamt 40 Stunden, verteilt über drei Monate. Das Programm steht jungen Londonern aus ethnischen Minderheiten offen – einer Gruppe, die in der multikulturellen Metropole einen Großteil der Bevölkerung ausmacht, die aber noch immer stark benachteiligt ist: Die Leute sind im Durchschnitt ärmer und weniger gut ausgebildet, außerdem leben sie in schlechteren Wohnverhältnissen. In dem Kurs lernen die Jugendlichen auch, sich auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten – etwa wie man einen Lebenslauf verfasst oder was man in einem Jobinterview zu beachten hat. «Besonders wichtig ist uns», so Sian Palmer, «dass die Teilnehmer für die Zeit, die sie investieren, bezahlt werden. Und zwar nicht nur den Mindestlohn, sondern den ‹London Living Wage›.» Dieser beträgt 10,85 Pfund pro Stunde (rund 12,60 Euro) und soll jedem in der teuren Stadt ein angemessenes Einkommen garantieren.
Wir geben Menschen die Werkzeuge in die Hand, um die richtigen Fragen zu stellen.
Auch im Ausbildungsprogramm setzt Energy Garden auf die Eigeninitiative der Teilnehmer: «Wir sagen ihnen nicht, was richtig oder falsch ist», erklärt Otero. «Stattdessen zeigen wir ihnen, was passiert – zum Beispiel wie die Stromerzeugung in unserer Gesellschaft funktioniert. Oder warum die Leute so viel für ihre Stromrechnung bezahlen. Dann können sie ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen.» So schaffe man den gesellschaftlichen Wandel: «Indem man den Leuten die Werkzeuge in die Hand gibt, um die richtigen Fragen zu stellen. Und am Ende jedes Kurses sagen sie mir: ‹Wieso lernen wir das nicht in der Schule?›»
Im Energy Garden am Bahnhof Brondesbury Park sind die Gärtner noch immer eifrig beschäftigt: Die einen wässern die Fliederbüsche, andere pflanzen Wildblumen. «Wir setzen gerade Klappertopf, denn der schwächt die Wurzeln der Gräser und gibt den Blumen dadurch mehr Raum, um zu wachsen», erklärt Naomi Paine. «So sorgen wir für mehr Vielfalt.» Die Atmosphäre ist entspannt, auch beim Löcherbuddeln wird geplaudert und gelacht. Derweil ist Agamemnon Otero schon wieder dabei, neue Kontakte zu knüpfen. Ein Gemeinderat ist zu Besuch und will die Genossenschaft dazu bringen, eine ungenutzte Fläche neben den Bahngleisen in der Nachbarschaft Kensal Rise zu einem Energy Garden umzugestalten. «Klar, das übernehmen wir gerne», sagt Otero mit seinem breiten Lächeln. «Das wird Spaß machen!»
Dieser Text ist auch auf Englisch erschienen.
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