Die glorreiche Sally
Ein Porträt von Anne Backhaus
In Australien tritt eine Rinderzüchterin unerschrocken gegen Öl- und Gasfirmen an – und gründet, um ihren Kampf zu forcieren, gleich noch eine Solarinitiative.
Gleich kommen die Rinder. Sally Hunter lehnt sich etwas zurück auf ihrem weißen Pferd, das von dem Wasser vor seinen Hufen trinkt. Goldenes Nachmittagslicht streckt sich in satten Strahlen bis auf den Grund des Bachs. Fängt sich an der Krempe von Hunters Cowboyhut. Hinter ihr hocken ein paar schläfrige Kakadus in einem der Bäume am Ufer. In dessen Schatten wartet ihr Mann Geoff, der Reiter und sein Pferd wie umrahmt von den gut zwei Meter hohen Ufern zu beiden Seiten des Fluss.
Plötzlich werden die Pferde unruhig. Hunters ältester Sohn Hugh hat mit einem seiner beiden Brüder die Rinder zusammengetrieben und oben an der Farm, wenige Meter von einem der Hänge entfernt, das Gatter geöffnet. Seine Eltern ziehen die Zügel straffer. Weichen flink den ersten Tieren aus. Lenken sie gemeinsam in den Bach und dann einige hundert Meter weiter den anderen Hang hinauf, zu einer weiten Wiese.
Dort verteilt sich das Vieh im Grün. Sally Hunter hält inne, schaut den Rindern nach. Schaut zu ihren Söhnen, die lachend mit dem Vater um die Wette reiten. Schaut zur Hügelkette am Horizont und hofft, dass nichts explodieren wird.
Wenn Rauchschwaden am Himmel aufsteigen
Hier im Nordwesten des australischen Bundesstaats New South Wales, nahe der Stadt Narrabri und gute sechs Stunden Autofahrt von Sydney entfernt, gibt es viele Explosionen. Bis Mitte März dieses Jahres wurden allein 25 hinter den Hügeln registriert, auf die Sally Hunter blickt. Dort betreibt das Kohlebergbauunternehmen «Whitehaven Coal» seit 2015 seine größte Mine, die «Maules Creek», benannt nach dem Bach hinter Hunters Haus. Es ist eine von insgesamt fünf Kohleminen in der Gegend, oft sind gleich mehrmals pro Woche Explosionen zu hören. Die Verwendung von Sprengstoff ist eine kostengünstige und effiziente Methode, um Kohle im Gestein zu erreichen.
Auf ihrem Handy zeigt die Rinderzüchterin einige Fotos mit Rauchschwaden, die nach solchen Sprengungen Hunderte Meter emporsteigen und die Hügel und Bäume dunkelgrau überragen oder sich kupferfarben vom blauen Himmel absetzen. «Weiß kein Mensch, was da genau herumfliegt», sagt Sally Hunter mit Blick auf die rötliche Rauchwolke. Steckt das Handy wieder ein. «Das ist aber bei Weitem nicht das größte Problem, das wir haben.»
Hunter kämpft seit Jahren gegen die Kohle- und Gasindustrie, die «unser Leben bedroht». Damit meint sie nicht nur das Leben ihrer Familie, sondern das vieler weiterer Landwirte. Sie meint die Explosionen, den Lärm, den für die Lunge gefährlichen Kohlestaub – und die Schwaden, die von den Gasfeldern aufsteigen und Menschen in ihren Vorgärten in Ohnmacht fallen lassen. Gasfelder, die sich nicht nur zusätzlich zu den Kohleminen in der Nachbarschaft befinden, sondern auch Nationalparks zerstören. Hunter erzählt von plötzlich absackendem Land und verschmutztem Wasser. Von ganzen Landstrichen, die gerodet, abgetragen und ausgebeutet werden.
Raubbau, der Mensch und Natur gefährdet
Die 46-Jährige liebt das Land, auf dem sie lebt. In ihrem Garten neigen sich von saftigen Limetten schwere Äste gen Boden, Schmetterlinge schwirren zwischen den Pflanzen umher und Dackel Coco wühlt sich durch das Tomatenbeet. 2010 ist sie mit ihrem Mann Geoff und den drei Kindern in das flache, weiße Holzhaus am Bach gezogen. Sie hatten auf eine kleine Farm gespart, dazu einen Kredit aufgenommen. Vier Zimmer, offene Küche, Carport. 50 Hektar Land. Mit reinem Wasser, mit gutem Boden. Das war ihnen am wichtigsten. Denn beide sind auf dem Land aufgewachsen: Er in der Gegend, die bekannt ist für den Anbau von Baumwolle und Weizen, für Rinder- und Schafzucht, und sie im benachbarten Bundesstaat Queensland.
An die Auffahrt zu ihrem Zuhause hängten sie ein Schild: «Huntly», der Name ihrer Farm, steht darauf. Darunter sind Hunter, ihr Mann und die Jungs als Strichmännchen gemalt. Alle mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Vor wenigen Jahren ist die Rinderzüchterin jedoch an einen Punkt gekommen, an dem sie kaum mehr lächeln konnte. Sie hatte viel gekämpft – und verloren.
Australien gehört zu den größten Kohleexporteuren der Welt. Der Kontinent besitzt große Mengen an fossilen Brennstoffen und ist mit ihnen reich geworden. Mehr als 37 Prozent der Landesoberfläche sind durch Kohle- und Gaslizenzen oder Anträge auf ebensolche Fossilförderungen abgedeckt. Das entspricht gut 285 Millionen Hektar – eine Fläche, die nahezu dreizehnmal so groß ist wie Großbritannien. Die Gewinnung fossiler Brennstoffe produziert knapp 57 Tonnen Kohlendioxid pro Einwohner im Jahr, etwa zehnfach so viel wie im globalen Durchschnitt. Doch allen Klimawandel-Horrormeldungen zum Trotz klammert sich die Regierung an die multimillionenschwere Fossilindustrie.
Es interessiert die Regierung einen Dreck, wie wir mit den Folgen leben.
Die rund um Hunters Farm gelegenen Nationalparks zählen zu den am stärksten von Biodiversität geprägten Regionen Australiens. Gut 300 Tier- und mehr als 900 Pflanzenarten finden sich allein im «Pilliga Forest», in direkter Nachbarschaft. Ein riesiges Waldgebiet – unter dem eine der größten Onshore-Erdgasreserven Australiens liegt.
Unermüdlich hat Hunter das Projekt des Santos-Konzerns zu verhindern versucht, das bis zu 850 Kohleflöz-Gasbohrungen in dem Eukalyptuswald vornehmen will und plant, unter den Grundstücken Dutzender Familien eine potenziell gefährliche Pipeline für den Abtransport zu verlegen.
Grüner Strom für die Landbevölkerung
Sie half Anwohnern, Erklärungen zu verfassen, die die Auswirkungen der Projekte auf ihr Leben beschreiben – auf Wasser, Klima, Land, Familie, Psyche und Gemeinschaft. Sie beteiligte sich gemeinsam mit anderen Aktivisten an zahlreichen Kampagnen, demonstrierte, fuhr nach Sydney und redete mit Politikern. Sammelte Einwände gegen das Projekt, reichte sie bei der Prüfkommission ein. Es half alles nichts: 2020 wurden die Bohrungen genehmigt. Bis heute gilt dies als die umstrittenste Planungsentscheidung in der Geschichte von New South Wales. «Es war brutal», sagt Sally Hunter rückblickend. «Ich war verzweifelt und brauchte dringend positive Erlebnisse.»
Hunter ist nie davon ausgegangen, dass in ihrem Leben alles einfach werden wird. Sie ist eine geborene Landwirtin, hat immer hart gearbeitet und ist daran gewöhnt, sich selbst um die Lösung von Problemen zu kümmern. Also ruhte sich die Klimaaktivistin nicht aus, sondern gründete das kommunale Energieunternehmen «Geni.Energy».
Die Idee: Wenn sich schon kaum etwas gegen die Kohle- und Gasindustrie unternehmen lässt, so kann man ihr doch zumindest alternative Energien entgegensetzen, insbesondere auf dem Land. Die Gemeinschaft informieren und stärken, Landwirte und Privathaushalte mit ihrem eigenen, grünen Strom versorgen. Denn drei Viertel der landesweiten Elektrizität werden aus Kohlestrom generiert. Und Braunkohle gilt als klimaschädlichster Energieträger, kein anderer erzeugt beim Verbrennen mehr Kohlendioxid.
Australiens Klimapolitik im Umbruch
Alternative Energiequellen sind auch deshalb kaum verbreitet, weil die australische Regierung über Jahrzehnte nichts von der weltweiten Klimakrise wissen wollte. Sie reduzierte im Gegenteil die Ziele und die Subventionen für den Ausbau Erneuerbarer Energien. Noch 2017 warb der frühere Premierminister Scott Morrison, zu jener Zeit Finanzminister, mit einem Stück Kohle im Parlament für das «schwarze Gold» Australiens.
Viele überzeugte das damals. Doch gebeutelt von den Folgen des Klimawandels im eigenen Land, von Rekordfluten und Rekordhitze und dem «Black Summer», in dem Australien von Juni 2019 bis März 2020 unter den schlimmsten Buschfeuern seiner Geschichte litt, hat die Bevölkerung im vergangenen Jahr eine neue Regierung gewählt. Der amtierende Regierungschef Anthony Albanese erkennt den Klimawandel an, hat das Land zu deutlich ehrgeizigeren Emissionszielen verpflichtet und gesetzlich eine 43-Prozent-Senkung der CO2-Emissionen bis 2030 verankert. Doch auch er lehnte im Juli 2022 einen Stopp fossiler Brennstoffprojekte ab, wegen der sonst «verheerenden Auswirkungen auf die australische Wirtschaft».
«Das Argument zieht aber nur noch bedingt», sagt Sally Hunter. «Es sind schließlich nicht viele, die direkt von der fossilen Energiegewinnung profitieren. Und wer auf Solarenergie umstellt, spart dagegen gewaltig.» Es ist früh am Morgen und sie auf dem Weg zu einem Kunden, der als einer der Ersten eine Solaranlage auf seinem Dach installiert hat – mit ihrer Hilfe.
Ich habe mich nicht unbedingt bei allen beliebt gemacht.
Sie hat heute die Cowboystiefel gegen die guten Turnschuhe getauscht, trägt zum Jeansrock ein Poloshirt mit Geni.Energy-Logo und lenkt lässig ihren Tesla durch Narrabri. Mit dem Elektroauto könnte sie in der 5.000-Einwohner-Stadt gut als Außerirdische durchgehen. An der Ampel ist Hunter umgeben von Pick-up-Trucks. Bekommt auf der Fahrt böse Blicke zugeworfen.
«Wir kennen uns hier alle – und ich habe mich nicht unbedingt bei allen beliebt gemacht», sagt sie. Viele im Ort arbeiten in den Kohleminen oder auf den Gasfeldern und sehen Hunters Aktivismus als Bedrohung. Das ist aber nicht das Hauptproblem. «So sind die Leute auf dem Land halt einfach. Da will keiner aus der Herde ausscheren und auch mit niemandem in Verbindung gebracht werden, der das tut.» Hunter hat die Herde definitiv verlassen, ihr aber nie den Rücken zugekehrt. Im Gegenteil: Vieles von dem, was sie tut, ist für die Gemeinschaft.
Eine Anlaufstelle für Veränderungswillige
So ist ihre gemeinnützige Organisation Geni.Energy zugleich Interessenvertretung, Bildungseinrichtung und praktische Anlaufstelle. Hunter hat sich tief in das Thema Erneuerbare Energien und Finanzierung eingearbeitet. Mit unzähligen Anwohnern persönliche Gespräche geführt, Stromrechnungen analysiert, auf Versammlungen über Solarstrom aufgeklärt und spezielle Lösungen für Landwirtinnen und Landwirte entwickelt.
Generell kann jeder, der Interesse an Solarenergie hat, in das Geni.Energy-Ladengeschäft in der Hauptstraße von Narrabri kommen und sich ausführlich von jemandem aus dem inzwischen fünfköpfigen Team beraten lassen. Wer über die Organisation eine eigene Solaranlage anschafft, wird bis weit über die Installation hinaus betreut. Ohne etwas dafür zu bezahlen.
Emissionen zu reduzieren funktioniert gut, wenn Menschen dabei sparen können.
Der Kundentermin, den Hunter heute im Kalender hat, ist zum Beispiel der Routinecheck einer Solaranlage und der dazugehörigen Batterie, beides vor anderthalb Jahren installiert. Mit geübten Handgriffen öffnet sie die Batterieabdeckung in der Garage, überprüft die Einstellungen. «Sieht super aus», sagt sie dann der Tochter des Hauses. «Und denkt dran: Geräte wie den Geschirrspüler und die Waschmaschine solltet ihr tagsüber während der Sonnenstunden anmachen. So nutzt ihr das System am besten.» Die Tochter macht eine Notiz in ihr Handy.
Hunter hat auf ihrem eigenen Dach ebenfalls Sonnenkollektoren installiert und eine Batterie in der Waschküche. Ihre Stromrechnung ist äußerst gering und die Benzinrechnung der Familie, dank dem Tesla, von 250 auf 35 Dollar pro Woche gesunken. «Natürlich muss man dafür zuerst investieren, aber wenn man es richtig angeht, lohnt es sich langfristig», sagt Sally Hunter. «Wir wollen den Menschen helfen, auf diese Weise Emissionen zu reduzieren. Das funktioniert gut, wenn sie dabei sparen können.»
In den vergangenen zwei Jahren hat Geni.Energy in der gesamten Region Solaranlagen installiert, so bereits mehr als 550 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr eingespart. Dafür gewann das Team unter anderem einen Umweltpreis des Landkreises. Hunter baute außerdem eine Ladestation für Elektrofahrzeuge im Ort auf – und mit Fördermitteln der australischen Regierung soll bald eine Gemeinschaftsbatterie im Stadtzentrum installiert werden.
Sie lächelt jetzt wieder öfter, obwohl sie den Kampf gegen Kohle- und Gaskonzerne weiterführt. Egal, wie viele Rückschläge sie einstecken muss. Denn der Klimawandel wird nicht nur durch die fossilen Brennstoffe verschärft, die in ihrer Nachbarschaft gefördert werden, sondern durch ebendiese Nachbarschaft für sie und viele andere Anwohnerinnen und Anwohner zusätzlich zu einer existenziellen Bedrohung.
Wenn Dürren ganze Landstriche verwüsten
Ein geradezu apokalyptisches Beispiel dafür ist in einem Video zu sehen, das die Aktivistengruppe «Lock the Gate» produziert hat, für die Hunter seit Jahresbeginn als Koordinatorin für Unternehmen und Erneuerbare Energie arbeitet. Es zeigt Bilder der schlimmsten Dürre, die das Tal, in dem Hunter lebt, jemals heimgesucht hat. Zwischen Januar 2017 und Dezember 2019 waren die Temperaturen in New South Wales die höchsten und der Niederschlag der niedrigste seit Beginn der Aufzeichnungen. «Es war eine sehr harte Zeit für uns», berichtet Sally Hunter. Kein Regen, über Monate. Dazu extreme Hitze. Der Boden war von breiten Rissen durchzogen. Die Flüsse waren nur noch Rinnsale, die Brunnen leer, die Pflanzen verdorrt.
Da gab es keine Wiese mehr, auf die Hunter ihre Rinder treiben konnte. Sie musste die Tiere verkaufen. Alle. Sie sparte Wasser, wusch kaum noch Wäsche, kochte keine Pasta. «Am schlimmsten waren die Staubstürme», erklärt Hunter. «Sie kamen nahezu jeden Tag. Sie haben allen hier die letzte Kraft geraubt.» In dem Video ist ein solcher Sturm zu sehen. Er türmt sich als eine undurchdringliche Mauer auf, mehrere Kilometer hoch, rast wie in einem Endzeitfilm auf die Kamera zu. Bis nichts mehr zu sehen ist.
Noch heute hat Hunter ein schlechtes Gewissen, wenn sie den kleinen Rasensprenger in ihrem Vorgarten anstellt. Die Dürre sitzt tief in ihrem Gedächtnis – ebenso wie das menschenverachtende Verhalten des Kohlekonzerns.
Die Auswirkungen auf Wasserressourcen, die Umwelt oder Gemeinden kümmern sie nicht.
Denn Whitehaven Coal hat damals Wasser gestohlen, so unter anderem den Bach hinter ihrem Haus geleert. Der Konzern wurde schuldig gesprochen, während der Dürre und ohne Lizenz eine Milliarde Liter Wasser abgezweigt zu haben. «Wasser zu stehlen, in dieser Zeit, ist schlimmer als das schlimmste Verbrechen», sagt Sally Hunter in dem Film. Die Strafe: umgerechnet gut 185.000 Euro.
So gut wie nichts für einen Kohlekonzern wie Whitehaven, der immer wieder gegen das Gesetz verstößt und insgesamt bereits mehr als eine Million Euro Strafgelder für Vergehen in der Region gezahlt hat. Unter anderem auch für die Verschmutzung eines Nebenflusses mit Styroporkugeln.
«Die Auswirkungen auf Wasserressourcen, die Umwelt oder betroffene Gemeinden kümmern sie nicht», so Lock the Gate. Hunter engagiert sich seit Langem in der Organisation, die sich auf dem gesamten Kontinent gegen die anhaltende und rasche Ausweitung der Kohle- und Gaserschließung einsetzt – und sich über soziale Medien direkt an die Australier wendet. Denn die Politiker scheinen größtenteils unbelehrbar.
Die Behörden von New South Wales genehmigten vor Kurzem erst eine gut 250-Millionen-Euro-Kohlebergwerkserweiterung, die knapp eine halbe Milliarde Tonnen Treibhausgasemissionen verursachen und die Laufzeit einer der Whitehaven-Minen bis 2044 verlängern wird. Die unterirdische Kohlemine «Narrabri», so warnen die Umweltaktivisten und Gegner des Projekts, könnte «die schmutzigste in Australien werden».
«Das ist eine schändliche Entscheidung», kommentierte Sally Hunter im vergangenen Jahr im britischen Guardian die Genehmigung. «Sie wird unsere Region und New South Wales über viele zukünftige Generationen hinweg verfolgen.»
Nach dem Verkauf der Rinder in der Dürrezeit zog sie mit ihrer Familie ein halbes Jahr weg. Sally und Geoff arbeiteten auf anderen Farmen. Mal keine große Verantwortung tragen, sich als Paar erholen, die Söhne fröhlich sehen. Mal nicht an Staubstürme, Kohleminen und Gasfelder denken.
Kraft schöpfen – aus neu geschaffenem Abstand
Sie hätten nicht nach Narrabri zurückkommen müssen. Sie hätten ihre Farm verkaufen können. Sally Hunter wollte aber nicht. Denn neben dem Land ist ihr vor allem ihre Familie wichtig. Die Zukunft ihrer Söhne. «Es ist ja unser Zuhause», sagt sie am Nachmittag in ihrer Küche. Blickt durch das Fliegengitter auf die Terrasse, wo sich die matschigen Stiefel ihrer Jungs stapeln und sich der Dackel von ihrem Mann den Bauch kraulen lässt.
Vor gut 20 Jahren waren rund um die Bio-Rinderfarm ihrer Eltern ebenfalls Gasfelder erschlossen worden. Die Eltern leisteten jahrelang Widerstand. «Vor acht Jahren hatte meine Mutter dann einen Nervenzusammenbruch», erzählt Hunter. «Kurz darauf ließen sich meine Eltern scheiden und verkauften die Farm.» Es war ihnen alles zu viel geworden.
Sally Hunter will, dass es nicht so weitergeht. Und dafür, da ist sie sich sicher, müssen sich Menschen wie sie weiterhin der Industrie entgegenstellen. Dafür muss sie kämpfen. Und kann am Ende vielleicht doch gewinnen.
Titelfoto von Tajette O'Halloran
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