Bei sogenannten Smart-Home-Systemen wirbt die Industrie offensiv damit, dass sie dazu beitragen, Energie einzusparen und gleichzeitig die Sicherheit und den Komfort zu erhöhen. Diese Systeme sind für die Anbieter sehr attraktiv, weil sie sich dadurch einen hohen Umsatz und eine hohe Marge versprechen.
Für die Konsument:innen sieht es in der Praxis anders aus: Aufgrund der aktuellen Ausgestaltung der Smart-Home-Lösungen ist in vielen Fällen von einem erhöhten Strombedarf gegenüber bisherigen Lösungen, wie z.B. der manuellen oder autarken Steuerung, auszugehen. Der Energieeinspareffekt ist insgesamt überschaubar.
Ständiger Strombedarf
Die zentrale Steuerungseinheit des Systems muss kontinuierlich in Betrieb sein, ein ständiger Strombedarf von über 3 Watt allein dafür ist die aktuelle Regel, in der Volllastfunktion liegt der Strombedarf öfters bei über 10 Watt. Die Geräte führen ständig Überwachungsfunktionen aus und warten auf Steuersignale, sie brauchen auch dafür Strom bzw. Batteriekapazität.
Einige Geräte halten zudem eine Netzverbindung aufrecht, um Daten zu empfangen oder zu senden. Darüber hinaus tragen manche Geräte zu einem sogenannten Rebound-Effekt bei, indem sie bisher nicht denkbare Anwendungen ermöglichen (wie z.B. das Öffnen und Schließen von Rollläden in Abwesenheit oder das Vorheizen von Räumen von unterwegs aus). Der Minderverbrauch wird durch häufigeren Gebrauch so wieder konterkariert.
Smart-Home-Lösungen können einerseits im Bereich der Heizungssteuerung zu einer Reduktion des Heizwärmebedarfs um rund 10 Prozent führen, was nicht zuletzt abhängig vom bisherigen und zukünftigen Heizverhalten ist. Gleichzeitig jedoch ist eine Erhöhung des Strombedarfs um einige Prozent wegen der Nutzung eines recht stromintensiven Systems wahrscheinlich.
Smarte Steuerung – aber ineffiziente Leuchtmittel
Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass in den im Jahr 2022 marktüblichen Smart-Home-Beleuchtungssystemen relativ ineffiziente LED mit 60-100 Lumen/Watt eingesetzt werden. Zum Vergleich: Aktuell effiziente LED arbeiten mit 140-220 Lumen/Watt.
Insgesamt ist davon auszugehen, dass ein smartes, vernetztes Beleuchtungssystem inklusive der «Bridge», also dem Steuergerät, das alle Leuchten orchestriert und ständig einige Watt Leistung abrufen muss, mindestens so viel Strom benötigt, als wenn ausschließlich die alten Energiesparlampen genutzt würden.
Das Einsparpotenzial durch den Ersatz dieser längst überholten Lampen durch wirklich effiziente LED liegt bei enormen zwei Dritteln des bisherigen Strombedarfs. Das wird bei allen marktaktuellen Smart-Home-Systemen in der Regel nicht genutzt, was ausgesprochen ärgerlich ist und ein weiterer Grund, ihre Anschaffung kritisch zu überdenken.
Fotos: Gert Altmann, HeikoAL auf Pixabay
weiterführende literatur:
Smart Home – Energieverbrauch und Einsparpotenzial der intelligenten Geräte (Öko-Institut e.V., 2019)