In Deutschland sind mittlerweile knapp 49 Millionen PKW auf den Straßen unterwegs. Der Flächenbedarf ist enorm.
Zu berücksichtigen ist: Egal ob E-Auto oder Verbrenner – schon bei der Produktion eines Autos fallen meist über 5 Tonnen CO2Äq an. Der ökologische Fußabdruck eines Autos ist komplex. Insgesamt fallen in der Autoproduktion oft auch Materialien wie Eisen, Stahl sowie zahlreiche Chemikalien ins Gewicht. Demgegenüber ist der Schienenverkehr hinsichtlich des CO2- und des Schadstoff-Ausstoßes (wie z.B. Stickoxide und Feinstaub) insgesamt betrachtet der deutlich umweltverträglichere Verkehrsträger. Das Fliegen ist hingegen die klimaschädlichste Art, sich fortzubewegen. Im beruflichen Bereich könnten Videokonferenzen die allermeisten Flug- und Geschäftsreisen überflüssig machen. Meist sprechen nur die bisherige Routine, eine fehlende technische Vertrautheit oder die persönliche Neigung dafür, weiterhin das Flugzeug zu benutzen.
Anders verhält es sich beim Öffentlichen Personennahverkehr, der nur etwa die Hälfte an Kohlendioxidemissionen eines PKW für die gleiche zurückgelegte Strecke verbraucht. Auch im Fernverkehr weisen Bus und Bahn deutlich geringere CO2-Emissionen pro Person und Reise auf als ein PKW oder gar das Flugzeug. Die Bahn emittiert im Fernverkehr knapp 40 Gramm CO2 Äq je Personenkilometer, der PKW verursacht allein im Betrieb, also ohne Berücksichtigung seiner Produktion, in der Praxis rasch deutlich über 100 Gramm CO2-Äq pro Personenkilometer. Wenn die Produktion eines Autos inkl. Lieferkette umfassend mitberücksichtigt wird, dann lässt sich diese CO2Äq-Bilanz eines PKW, abhängig auch von der konkreten Nutzung innerhalb des Lebenszyklus und des spezifischen Fahrzeugtypus, pro Kilometer durchaus auch verdoppeln. Nicht zuletzt die Produktion auch eines Elektroautos ist derzeit energetisch i. d. R. noch sehr aufwändig, im Betrieb (z. B. durch konsequente Nutzung von Ökostrom) muss dieser Mehraufwand erst wieder hereingeholt werden.
Umweltproblem Flugreise
Die Klimawirksamkeit von Flugreisen beruht nicht nur auf dem Ausstoß von CO2, auch andere bei der Verbrennung von Kerosin entstehenden Substanzen wie Stickoxide, Aerosole und Wasserdampf tragen zur Erwärmung der Erdatmosphäre bei. Diese Stoffe wirken sich in luftiger Höhe durch den nur langsamen Abbau stärker aus als am Boden und vergrößern den Treibhauseffekt entsprechend:
- Stickoxide bauen unter der Sonneneinstrahlung Ozon auf, das in Reiseflughöhe als starkes Treibhausgas wirkt.
- Der Ausstoß von Aerosolen (Partikeln) und von Wasserdampf führt zu einer Veränderung der natürlichen Wolkenbildung.
- Diese verschiedenen Effekte summieren sich derart, dass die Treibhauswirkung des Fliegens im Durchschnitt etwa zwei- bis fünfmal höher ist als die alleinige Wirkung des ausgestoßenen CO2.
Es gibt Alternativen
In Großstädten zum Beispiel sind rund 60 Prozent aller PKW-Fahrten unter 5 km lang, ein gutes Viertel sogar unter 3 km – eine Entfernung, die man oft schneller mit dem Rad zurücklegen kann. Und für 65 Prozent aller PKW-Fahrten gibt es keinen objektiven Sachzwang für die Autonutzung, sprich: kein Transport großer oder schwerer Gegenstände, keine Wegeketten - und es besteht eine attraktive ÖPNV-Verbindung.
Auch Flugreisen scheinen für viele Reisewünsche aufgrund der großen Entfernungen auf den ersten Blick zwingend zu sein. Auf den zweiten Blick können auch die Reisewünsche selbst hinterfragt werden: In Europa gibt es mehr spannende Sehenswürdigkeiten und Reiseziele, als in ein Leben passen. Und die Bahn ist auch bei Entfernungen von 1.000 Kilometern meist ein passendes Transportmittel (z. B. Schnellverbindungen oder Nachtzüge). Vielleicht müssen wir einfach wieder lernen, dass auch der Weg das Ziel sein kann ...
Das können Sie tun:
- Die meisten Wege im Lebensalltag sind kurz: Nutzen Sie im Alltag das Fahrrad so oft wie möglich. Dies schont Ihren Geldbeutel, hält Sie gesund und hilft der Umwelt. Mit dem richtigen Equipment (passende Fahrradkleidung für Wind und Wetter, Fahrradhelm, Fahrradtaschen zum Transport und ggf. Nutzung von Fahrradanhänger oder alternativ eines Lastenfahrrades) bereitet Fahrrad fahren im Alltag Freude, schafft die notwendige Flexibilität und bildet eine echte Alternative zum eigenen Auto. Halten Sie Ihr Fahrrad in Schuss: Nur so bereitet es auch Fahrfreude und ist verkehrssicher.
- Prüfen Sie bei einem möglichen Autokauf: Benötigen Sie das Auto wirklich? Klopfen Sie im Blick auf Ihren Alltag auch die Möglichkeiten ab, ohne eigenes Auto (z. B. durch Car-Sharing und/oder mittels Fahrrad-Anhänger) mobil zu sein.
- Stellen Sie sich bei der nächsten Geschäfts- oder Urlaubsreise die Frage, ob der Flug wirklich erforderlich ist oder es passende Alternativen gibt.
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Weiterführende Informationen
- Treibhausgas-Bilanz von Autos verschiedener Antriebsarten (Link)
- Klimabilanz von elektrischen und verbrennungsmotorischen PKW (Link)
- Agora Verkehrswende (2019): Klimabilanz von Elektroautos. Einflussfaktoren und Verbesserungspotenzial. (Link)
- Umweltbundesamt (2021): Umweltfreundlich mobil. Ein ökologischer Verkehrsartenvergleich für den Personen- und Güterverkehr in Deutschland. (Link)
- Kurzer CO2-Check u. a. zur individuellen Mobilität (Link)