Die Menschheit steht vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte – aber diese geht medial als Hintergrundrauschen unter. Die Klimakrise scheint wieder stärker in den Hintergrund unseres Bewusstseins zu rücken und von anderen Krisen überlagert zu werden.
Bildungslücke Klimawissen
Gleichzeitig steigt die Desinformation über das Klimathema an – die Händler des Zweifels nutzen die Gelegenheit, Verschwörungsmythen und falsche Glaubenssätze über die Klimaforschung zu verbreiten. Eine Umfrage der Allianz stellte 2023 fest, dass das Wissen über die Klimakrise in Deutschland deutlich gesunken ist. Nur acht Prozent der Befragten konnten gute Klimakenntnisse bescheinigt werden.
Für die Initiative «KLIMA° vor acht» ist dies Ausweis eines großen Medienversagens. Bereits seit 2020 versucht sie, die ARD dazu zu bewegen, den planetaren Notstand endlich angemessen im Programm zu berücksichtigen. Nämlich im Umfeld der Tagesschau, die immer noch rund elf Millionen Menschen täglich als wesentliche Informationsquelle dient.
«ARD-eigene Studien zeigen, dass die Bevölkerungsgruppe über fünfzig ihre Informationen hauptsächlich aus dem Fernsehen beziehen. Schauen wir auf die demografische Realität, ist das die Hälfte der Bevölkerung,» erklärt Norman Schumann, Sprecher der Initiative.
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Die ARD mauert
Dass Bedarf an einem festen Sendeplatz für Klimawissen besteht, wird schon länger an die ARD herangetragen. Schon 2019 hatten die Studentinnen Lea Findeis und Sabrina Rehberg für ihre Petition «Klima vor acht statt Börse vor acht» 26.000 Unterschriften sammeln können. Doch ARD-Programmchef Volker Herres reagierte lediglich mit einem Statement, dass «Nachhaltigkeit bereits ausreichend im Programm vertreten sei». Die kurz darauf gegründete Initiative KLIMA° vor acht erhielt auf einen offenen Brief mit zahlreichen prominenten Unterstützer:innen eine ähnliche Antwort.
Beim Thema Klimaschutz im Fernsehen also alles paletti? Das sieht die Initiative anders. Sie verweist auf eine eigene Programmauswertung und eine größere Studie der Universität Hamburg. Diese zeigt: Zwar habe die Berichterstattung über Klima im Zuge der Hitzesommer, Klimakonferenzen, Proteste und politischer Entwicklungen seit 2018 deutlich zugenommen. In Anbetracht der Tragweite der Klimakatastrophe sei dies jedoch immer noch dürftig. Besonders stark zeigt sich der Mangel an Repräsentanz im Vergleich der Krisen – auf die Corona-Krise reagierten die Sender bekanntlich mit zahlreichen Sonderformaten, ausführlicher Berichterstattung und viel Sendezeit für die renommiertesten Expert:innen zum Thema.
Im Gesamtprogramm von ARD, ZDF und WDR nahm das Thema Klima 2021 und 2022 nur ein bis 2,4 Prozent der Sendezeit ein. Hinzu kommt: Oft finden sich diese Sendungen meist erst auf späteren Programmplätzen ab 22:30 Uhr wieder. In der Tagesschau selbst bekommt das Klima kaum mehr als vier Prozent der Sendeminuten – anders als beispielsweise Sport oder Wirtschaftsthemen.
«Wir müssen Zukunftsbilder entwickeln, die eine regenerative Wirtschaft zeigen. Und wir müssen Debatten führen, wie wir zusammenleben wollen innerhalb der planetaren Grenzen.»
Dann machen wir es eben selbst
Die Team hinter «KLIMA° vor acht» kann in den vier Jahren seines Wirkens bereits auf einige Teilerfolge verweisen. 2021 konnte die Initiative mit einem Crowdfunding innerhalb von 36 Stunden genug Geld sammeln, um in Eigenregie sechs Folgen zu produzieren, welche zeigen, wie das Format aussehen könnte: wissenschaftlich fundiert, gut recherchiert, informativ, optimistisch statt alarmistisch, mit Fokus auf Chancen und Lösungen. Diese Beiträge sind weiterhin auf YouTube abzurufen.
Statt der ARD kam RTL auf die Initiative zu, die die Idee zu gut fand, um sie fallen zu lassen. Es entstand das Format «Klima-Update», das bis Ende 2023 zwei Mal wöchentlich lief und inzwischen bei n-tv weitergeführt wird. Gute Zuschauerzahlen und eine Grimme-Preis-Nominierung zeigen, dass die Klimasendung einen Nerv getroffen hat.
Ein spektakulärer Plan
Dennoch: Klima-Information nutzt nichts, wenn sie auf Nebenschauplätzen für Special-Interest-Formate versendet wird. Darum hält die Initiative weiter am Sendeplatz im Umfeld der Tagesschau fest. Und startet die Aktion «KLIMA° vor acht ins Fernsehen».
Die Idee: Wenn die ARD den Sendeplatz nicht freiwillig füllt, dann kaufen wir ihn halt ein. Die Gruppe will 2025 einen ganzen Werbeblock vor der Tagesschau buchen und eine eigens produzierte Sendung ausstrahlen. Für die Finanzierung dieses durchaus ambitionierten Unterfangens werden derzeit Sponsoren gesucht.
Die EWS gehören zu den ersten Firmen, die die Aktion unterstützen. Wir sind fest überzeugt, dass die Klimakrise einen prominenten Platz im Fernsehen braucht und leisten gerne einen Beitrag dazu, dass der Plan der Initiative Wirklichkeit wird. Und mit der Konstellation «Kleine Gruppe aus der Zivilbevölkerung gegen schwerfällige etablierte Konzernstrukturen» sind wir ja selbst ziemlich vertraut …
«Eine tägliche, faktenbasierte und konstruktive Sendung könnte zeigen, dass es Möglichkeiten und Wege gibt, die Klimakrise zu meistern. Das kann letztlich auch die Debattenkultur rund ums Klima verbessern.»
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So können Sie die Idee unterstützen
Wenn Sie auch finden, dass das Klima viel mehr Aufmerksamkeit im Fernsehen bräuchte, können Sie die Initiative auf vielfältige Weise unterstützen:
- Folgen Sie KLIMA° vor acht auf Social Media, interagieren Sie mit den Beiträgen und teilen Sie sie mit Ihren Freunden und Followern (Instagram, Facebook, LinkedIn, X, Mastodon).
- Zeigen Sie Ihre Unterstützung öffentlich auf Ihrem Profilbild oder mit einem T-Shirt
- Zeichnen Sie den offenen Brief an ARD-Intendanten Tom Buhrow und reihen Sie sich ein in die Gesellschaft von vielen prominenten Stimmen
- Steter Tropfen höhlt den Stein: Schreiben Sie einen Brief an die ARD und ihre Landesrundfunkanstalten, in dem Sie mehr Aufmerksamkeit für die Klimakrise in der besten Sendezeit fordern.
- Die Initiative arbeitet ehrenamtlich und freut sich über Menschen, die aktiv mitwirken wollen.
- Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber bzw. der Marketing-Abteilung. Vielleicht mag Ihr Unternehmen ja auch einen Beitrag leisten, KLIMA° vor acht ins Fernsehen zu bringen? Alle Infos dazu finden Sie auf klimavorachtinsfernsehen.de!
- Schreiben Sie Ihrer Lieblingsmarke und regen Sie diese an, als Sponsoren einzusteigen!
- Nicht zuletzt freut sich die Initiative auch über Spenden von Privatpersonen.