Sebastian Sladek auf der Bühne des GLS Jubiläumsfestivals
Mitstreiter:innen

EWS und GLS Bank zeigen, wie bürgergetragene Unternehmen zum Wohle der Allgemeinheit wirtschaften können. Bis heute besteht eine Partnerschaft im gleichen Geiste.

In eine bessere Zukunft investieren

Es ist Juni 1993, als der schwäbische Maschinenbauingenieur Siegfried Röser in der Stuttgarter Filiale der GLS Bank anruft, um über ein Projekt zu sprechen: Da ist diese Bürgerinitiative aus einem Dorf im Schwarzwald, die haben vor, das örtliche Stromnetz aufzukaufen und selbst zu betreiben …

Dieser Anruf bringt einiges ins Rollen, denn Bankchef Thomas Jorberg ist sofort überzeugt, dass die GLS Bank der richtige Partner für das – finanziell durchaus waghalsige – Unterfangen der Netzkauf-Initiative ist. «Die EWS und die GLS Bank sind wie füreinander geschaffen», wird Jorberg später sagen. Schließlich verfolgt das Bankunternehmen seit seiner Gründung im Jahre 1974 die Philosophie, das von den Kund:innen angelegte Kapital «sinnstiftend einzusetzen» und hatte schon zuvor Investments in Erneuerbare Energien getätigt. So hatte die Bank Anfang der 90er den deutschlandweit ersten Fonds für erneuerbare Energien aufgesetzt. Da erscheint ein so ambitioniertes zivilgesellschaftliches Projekt, das die Energieversorgung zum Nutzen aller umkrempeln möchte, für das Portfolio der Bank natürlich reizvoll.

Bewährte Partnerschaft

Wie die Geschichte ausging, ist bekannt: Die GLS setzte Kapitalfonds und Konten auf, in die zahlreiche Einzelpersonen einzahlten, um das Unterfangen zu unterstützen. Nach einer Spendenkampagne, die bundesweit für Aufsehen gesorgt hatte, hatten die Schönauer final die Mittel, um ihr Stromnetz zu kaufen, obwohl der Preis vom Voreigentümer KWR Rheinfelden mit 8,7 Millionen D-Mark deutlich zu hoch angesetzt war und ein realistischer Kaufpreis noch vor Gericht erstritten werden musste. Die GLS zeigte sich in dem jahrelangen Kampf nicht nur als bloßer Geldverwalter, sondern als Mitstreiter, mitunter sogar als treibende Kraft. So ging die Idee, Werbeagenturen nach einer pro-bono-Kampagne zu fragen, auf GLS-Mitarbeiter Stephan Rotthaus zurück. Am Ende stand die berühmte Störfall-Kampagne, mit der die Schönauer Millionen Mark an Spenden einwerben konnten. (Mehr dazu lesen Sie im Themenheft «Geschichte der EWS»)

Die Verbindung zwischen der GLS Bank und den EWS besteht bis zum heutigen Tage. In ihrer prominentesten Form wird sie durch den langjährigen GLS-Vorstand Thomas Jorberg repräsentiert, der seit 2005 dem Aufsichtsrat der EWS vorsitzt und die Stromrebellen von der Gründung der EWS bis zum heutigen Tage mit begleitet hat.

Und nicht nur das: Die GLS bietet ihrer Belegschaft in Zusammenarbeit mit den EWS einen wertvollen Benefit an. Mitarbeitende der GLS Bank können im Rahmen dieser Kooperation einen Versorgungsvertrag zu einem speziellen Mitarbeitendentarif abschließen. So können die Teammitglieder auch privat Nachhaltigkeit leben und 100 Prozent Ökostrom beziehen, darüber hinaus profitieren sie von guten Konditionen. 

Zwei runde Geburtstage

Wie es der Zufall will, haben beide Unternehmungen dieses Jahr runde Jubiläen zu feiern: Während die EWS dieses Jahr ihren 30. Geburtstag begehen, hat die GLS Bank bereits das erste halbe Jahrhundert auf dem Buckel. Keine Frage, dass wir auch dabei waren, als die Bank im Juni ihr fünfzigjähriges Bestehen mit einem zweitägigen Nachhaltigkeits-Festival in der Jahrhunderthalle Bochum feierte. Die vielen Besucher:innen, die sich bei dem Event tummelten, zeigten großes Interesse für Geschichte wie Gegenwart der Stromrebellen aus dem Schwarzwald. 

Ein Gewinn für alle

Unterm Strich ist es ein gemeinsamer Gedanke, der die beiden Unternehmen eint: Energieversorgung und Bankenwesen können auch anders organisiert werden, sodass sie der Allgemeinheit dienen und nicht nur dem Profit einiger weniger. Beide sind genossenschaftlich organisiert, erlauben es also jedem Menschen, daran teilzuhaben und den Kurs mitzubestimmen. Der Einsatz für unschädliche, ökologisch wie sozial sinnvolle Projekte ist bei beiden Genossenschaften als Daseinszweck in der Satzung verankert. Diese Überzeugung leben beide Unternehmen seit Jahrzehnten täglich vor. Und nebenbei zeigen sie, dass gemeinwohlorientiertes Wirtschaften durchaus profitabel sein kann. Nur, dass eben eine große Zahl an Mitgliedern an diesen Erfolgen partizipieren kann – und das Gelingen der nachhaltigen Investments am Ende allen zugutekommt.

Titelfoto: EWS-Vorstandsmitglied Sebastian Sladek spricht beim GLS-Jubiläumsevent am 1. Juni 2024 in Bochum, Foto: Lisa Pruss

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