Fabrik eines Automobilherstellers
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Graue Energie versteckt sich in fast allem, was wir benutzen oder konsumieren, ganz egal ob Gebäude, Glasflasche oder Haarspange.

Graue Energie – der unbekannte Faktor bei Produkten

Unter dem Begriff «graue Energie» versteht man den indirekten Energiebedarf bei Produktion oder dem Kauf eines Konsumgutes, im Gegensatz zum direkten Energie- bzw. Strombedarf bei dessen Nutzung. 

Solche «unsichtbare» Energie zu erfassen ist so schwierig, weil viele moderne Produkte, insbesondere Elektronik, lange und komplizierte Lieferketten haben, die oft nur schwer zu durchschauen sind. Die Ermittlung grauer Energie geschieht im Rahmen der Erhebung von Ökobilanzen, ist jedoch in der Praxis sehr aufwendig. Die Ergebnisse können je nach den Details, z. B. der Herstellung und des Transports von Produkten, stark variieren.

Dementsprechend sind die benötigten Daten zur Berechnung grauer Energie häufig schwer zu ermitteln. In einigen Produktfeldern gilt die vereinfachte Formel: Jeder Euro, den wir ausgeben, benötigt durchschnittlich etwa eine 1 kWh graue Energie. Die folgenden Beispiele sollen insgesamt nur einer groben Orientierung dienen.

Erneuerbare vs. fossile Energieerzeugung

Obwohl auch Solaranlagen oder Windkraftanlagen graue Energie benötigen, können sie während ihrer Lebensdauer viel mehr davon gewinnen. Eine Solaranlage spart beispielsweise während ihrer gesamten Lebensdauer schnell 6 bis 10-mal mehr fossile Energie ein, als für ihre Herstellung benötigt wird. Gas-, Kohle- oder Atomkraftwerke benötigen dagegen während ihrer gesamten Lebensdauer (Bau, Betrieb und Entsorgung etc.) mehr nicht erneuerbare Energie als sie überhaupt selber jemals Strom produzieren.

Externalisierter Energiebedarf

Werden die Auswirkungen der verschiedenen Nationen weltweit auf das Klima betrachtet, wird das CO2-Äquivalent, das im jeweiligen Land direkt ausgestoßen wird, oft nicht berechnet. Anders formuliert: Wenn ein Land Verbrauchsgüter importiert und konsumiert, wird der im Ausland anfallende hohe Anteil an grauer Energie nicht zwingend in der Bilanz des Importlandes berücksichtigt. Und wie die meisten Länder der EU importiert auch Deutschland viele Güter, Nahrungsmittel und Erdölprodukte, deren graue Energie nicht wirklich in der Bilanz erscheint. Bei Berücksichtigung wäre der schädliche Einfluss auf das Klima schnell um an die 50 Prozent höher. Wenn graue Energie in einem Ländervergleich nicht berücksichtigt wird, führt dies zu verzerrten und irreführenden Ergebnissen.

Ein paar Produkte und ihr (ungefährer) Bedarf an grauer Energie:

Der Faktor Lebensdauer

Haushaltsgeräte wie zum Beispiel Staubsauger, Kühl- und Gefrierschränke oder Mixer benötigen im Betrieb rasch viermal mehr Strom bzw. Energie, als für Herstellung, Transport und Entsorgung der Geräte nötig ist. Fernseher, PC, Handy und Co. benötigen durchschnittlich hingegen dreimal mehr graue Energie als sie an Strom im Betrieb benötigen. Daher ist es sinnvoll, insbesondere letztere Produkte möglichst lange zu nutzen und beim Kauf allgemein auf langlebige Qualität zu setzen.

Das Öko-Institut fand heraus: Die Verlängerung der Nutzungsdauer von nur vier ausgesuchten Produktgruppen (TV, Notebooks, Smartphones und Waschmaschinen) um einige Jahre könnte in Deutschland pro Jahr rund 4 Millionen Tonnen CO2Äq  einsparen. Ein moderner Fernseher erzeugt bei der Herstellung grob eine Tonne CO2Äq.

Bei Geräten wie Wäschetrocknern ist eine Lebenszyklus-Analyse sinnvoll, allerdings ist die Anschaffung dieses Gerätes insbesondere in durchschnittlichen 2-Personen-Haushalten ohnehin selten wirklich notwendig.

Graue Energie trägt wesentlich zum globalen Energieverbrauch bei und bedeutet gleichzeitig auch graue CO2-Emissionen.

Rohstoffe und Abfall

Bei der Messung von grauer Energie werden Vorprodukte und auch die Rohstoffgewinnung berücksichtigt. Die daraus resultierenden Energiemengen werden dann mit der in den Produktionsprozessen verbrauchten Energie zusammengerechnet. 220 kWh graue Energie werden benötigt, um ein Mobiltelefon zu produzieren, zu transportieren, zu lagern, zu verkaufen und am Ende zu entsorgen. Mit der gleichen Energie könnten wir unser Handy ein paar Jahrzehnte lang aufladen (wenn es denn solange halten bzw. unterstützt werden würde). Graue Energie trägt wesentlich zum globalen Energieverbrauch bei und bedeutet gleichzeitig auch graue CO2-Emissionen, die deutlich höher ausfallen als die bekannten Werte.

Eine Studie des schwedischen Abfallwirtschafts- und Recyclingverbands «Avfall Sverige» beziffert den unsichtbaren Abfall, der bei einem typischen Smartphone und einem drei Kilogramm schweren Laptop entsteht, auf etwa 86 bzw. 120 Kilogramm. Diese Menge beinhaltet Steine, Kies, Rückstände und Schlacke etc.

Laptops und Smartphones überwiegen bei weitem alle anderen Produkte in dieser Studie wie etwa Rindfleisch, das pro Kilogramm vier, oder eine Baumwollhose, die direkt und indirekt 25 Kilogramm Müll erzeugt. Auch die Entsorgung von Verpackungen oder Wegwerfprodukten kostet Energie. Treibhausgase fallen dabei nicht nur bei Baustoffen wie Beton, Zement, Bausteinen und Ziegel an, sondern auch bei Dämmstoffen wie Steinwolle, der Styroporplatte oder dem Thermoputz.

Graue Energie sparen

Was also kann man vor dem Hintergrund dieser komplexen Zusammenhänge konkret tun? Hier eine kleine Empfehlungsauswahl:

  • Wählen Sie Dinge sorgfältig nach Qualität und umfassendem Energiebedarf aus.
  • Sorgen Sie dafür, dass Apparate und Geräte länger halten und möglichst repariert werden, statt sie zu ersetzen, wenn sie defekt sind.
  • Machen Sie «Alltags-sharing»: Leihen und verleihen Sie Alltagsgegenstände, die sie nur sporadisch brauchen – über Facebook-Gruppen, Kleinanzeigen, Aushänge oder lokale Plattformen wie nebenan.de können Sie sich in der Nachbarschaft vernetzen.
  • Verschenken Sie doch einfach Dinge, die Sie nicht mehr benötigen, an Personen, die diese benötigen und weiterhin intensiv nutzen können.
  • Sorgen Sie für weniger Abfall, indem Sie Gegenstände recyceln, aber auch, indem Sie Produkte meiden, die in unnötigem Verpackungsmaterial daherkommen.
  • Wenn Sie sich mit dem Gedanken beschäftigen, ein Haus zu bauen: Überlegen Sie doch einmal, ob Erhalt und Nutzung bestehender Gebäude eine Option für Sie wäre? Jeder Neubau kostet enorme Energie, die in der Gesamtbetrachtung oft nicht berücksichtigt wird. 

 

Fazit:

Der Umfang grauer Energie von Produkten ist bei Verbraucherinnen und Verbrauchern bislang kaum bekannt, auch weil eine umfassende Datenlage in vielen Fällen nicht erhältlich bzw. bislang von Unternehmen auch nicht erwünscht ist. Das neue – insgesamt leider unzureichende – EU-Lieferkettengesetz wird daran ohne zusätzlichen öffentlichen Druck in den kommenden Jahren nichts ändern können. Allein durch den Einsatz energiesparender Produkte ist insgesamt noch nicht viel Energie gespart.

Die Betrachtung des Themas graue Energie zeigt: Das gesamte Konsumverhalten gehört auf den Prüfstand. Dazu gehören unter anderem das Vermeiden von Einweg- und Wegwerfprodukten sowie sorgfältige Überlegungen bei jeglichem Neukauf. 

Fotos: Martin Geiger, Lenny KuhneDominik Vanyi, Guilherme Cunha auf Unsplash

#WirSparenDas

Lassen Sie uns gemeinsam Energie sparen, das Klima schützen – und Solidarität leben! Wir können der aktuellen Energiekrise – und auch künftigen – nur dann aus dem Weg gehen, wenn wir den Verbrauch fossiler Energien so schnell wie möglich reduzieren und gemeinsam, wo immer es geht, Energie einsparen. Wir wollen das mit Ihnen gemeinsam angehen!

Die Kampagne ist beendet.
Vielen Dank an alle Teilnehmenden!

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