Klimaschutz

Konzerne überall auf der Welt schwören zunehmend auf Flüssiggas, sogenanntes LNG. Die NGO Urgewald analysiert mit ihrer Global Oil and Gas Exit List (GOGEL) die Öl- und Gasindustrie.

Globaler LNG-Boom: Mit Vollgas in die Klimakrise

Text: Nicole Rath, urgewald

GOGEL zeigt, dass die LNG-Kapazität weltweit um 162 Prozent vergrößert werden soll. Das Gas soll dorthin exportiert werden, wo neue Gaskraftwerke geplant sind. Aktuell planen laut GOGEL 651 Firmen neue Gaskraftwerke mit einer Kapazität von 567 GW.

Mit ihren massiven Expansionsplänen stürzen uns diese Firmen noch tiefer in die Klimakrise. Der Bau der riesigen LNG-Anlagen zerstört außerdem in besonderem Maße weltweit die Umwelt und damit die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung.

Gasriese am Golf

An die Golfküste in den USA entsteht gerade das größte LNG-Exportzentrum der Welt. 

Die 21 geplanten LNG-Anlagen würden laut GOGEL 41 Prozent der globalen LNG-Exportexpansion ausmachen. Die Mehrheit des Gases, welches von dort exportiert werden soll, stammt aus dem Permischen Becken – dem Herz der US-Frackingindustrie. Gemeinschaften entlang der Golfküste kämpfen gegen jedes einzelne neue LNG-Terminal. Unter anderem in Port Arthur, Texas: RWE will ab 2027 jährlich über 3 Milliarden Kubikmeter Flüssiggas von dort importieren. 

«Die Menschen die am meisten unter dem LNG-Ausbau leiden, profitieren am wenigsten von ihm.»

John Beard, Leiter des Port Arthur Community-Netzwerks

John Beard, Gründer und Leiter des Port Arthur Community Aktionsnetzwerks in den USA erklärt: «Wir müssen aufhören, LNG für den reinen Export zu produzieren! Durch die Gasproduktion entlang der Golfküste und im Permischen Becken und den Export in die Welt entsteht viel Verschmutzung. Diese führt zu gesundheitlichen Problemen bei Menschen in den USA und im Globalen Süden. Gasproduzenten sehen nur den Profit. Doch die Menschen die am meisten unter dem LNG-Ausbau leiden, profitieren am wenigsten von ihm. Wir müssen den LNG-Ausbau stoppen. Wir müssen den petrochemischen Ausbau stoppen. Wir müssen grundsätzlich das Geld aus den Fossilen Energien abziehen und neu investieren in saubere, grüne, erneuerbare Energien. Das rettet Menschen und unseren Planeten.»

Boom in Südostasien

Gleichzeitig entwickelt sich Südostasien zum größten LNG-Importzentrum der Welt. In Ländern wie Vietnam, Thailand, Indonesien und den Philippinen sollen damit neue Gaskraftwerke befeuert werden. Die Philippinen sind an vorderster Front dieser dreckigen Entwicklung. Der Ausbau der Gaskraft wird durch Philippinische Firmen wie San Miguel vorangetrieben. Insbesondere beim LNG-Ausbau sind auch internationale Firmen wie Shell dabei. Die Anlagen von San Miguel und Shell werden dabei auch in der Verde Island Passage gebaut. Dieses Meeresgebiet in der Region Batangas ist eines der biodiversesten seiner Art. Man nennt die VIP darum auch den «Amazonas der Ozeane». Besonders die LNG-Ausbaupläne bedrohen die Verde Island Passage und damit auch die Lebensgrundlage lokaler Fischer*innen.

«Die Philippinen sind eines der Länder, die am meisten bedroht sind von der Klimakrise. Wir haben in den letzten Jahren einige der schlimmsten Taifune der Welt erlebt in unserem Land. Wir müssen jetzt drastische Klimaschutzmaßnahmen ergreifen, ansonsten werden die Wetterextreme immer schlimmer werden. Zum Glück sind die Philippinen ein Paradies für Erneuerbare Energien. Laut unserer Regierung haben wir 807 GW Potential für Erneuerbare. Das ist wesentlich mehr als wir brauchen. Wir wollen nicht noch mehr Fossile Energien in unserem Land. Was wir brauchen, ist saubere, erneuerbare Energie!» sagt Gerry Arances, Vorsitzender des Philippinischen Center for Energy, Ecology and Development (CEED).

Um ihrem Anliegen Gehör zu verschaffen, sind John Beard und Gerry Arances auf die Klimakonferenz in Dubai gereist. Dort bietet sich die Gelegenheit, an Entscheidungsträger:innen heranzutreten. Beid sprechen aber auch auf öffentlichen Veranstaltungen zu Konferenzteilnehmer:innen und der Presse.

Fotos: Adobe Stock