Ein Pianist, eine Sängerin und ein Geiger auf einer Bühne, im Hintergrund ein großes Portrait von Michael Sladek auf der Leinwand
EWS Schönau

Auf einer Gedenkveranstaltung in Schönau erinnerten Freund:innen und Weggefährt:innen an den verstorbenen Arzt und Stromrebellen Dr. Michael Sladek.

Der Mensch stand für ihn im Mittelpunkt

Am 22. März 2025 lud der Aufsichtsrat der EWS eG zu einer Veranstaltung ein, in der Wegbegleiter:innen gemeinsam Michael Sladeks Lebenswerk und Wirken gedachten. Der EWS-Mitgründer war nicht nur ein entscheidender Wegbereiter für die bürgereigene Energiewende in Deutschland und Europa, er war auch ein großer Menschenfreund. 

Gemeinsam mit mehr als 300 Gästen wurde im Rahmen der Gedenkfeier mit Reden, Gesprächsrunden, Musik und Kabarett sein Lebenswerk lebendig und seine unverbrüchliche Zuversicht, sein Rebellenherz und sein Mut erfüllten den Raum. Was er bewirkt hat, wird weiter in die Welt strahlen, ganz besonders dann, wenn die Zeiten schwieriger werden. Da waren sich alle Anwesenden sicher.

Zusammenfinden am runden Tisch

Auf der Bühne inmitten der Veranstaltungshalle in Schönau stand der runde Tisch aus dem Wohnzimmer der Familie Sladek, an dem Michael, seine Frau Ursula und die Kinder seit den 80er Jahren mit zahllosen Freund:innen, Expert:innen und Mitstreiter:innen zusammensaßen, um Visionen für eine atomstromfreie, bürgergetragene und erneuerbare Energiezukunft zu diskutieren und vor allem, um Wege zu finden, wie diese zu realisieren ist. Auch die Gäste saßen in der Halle an runden Tischen und bildeten kleine Tischgemeinschaften. 

Den runden Tisch als wichtiges Symbol griff auch Thomas Jorberg, langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender der EWS, in seiner Begrüßungsrede auf: 

«Wir nehmen Michael heute in Gedanken und in unseren Herzen in unsere Mitte, an jedem einzelnen dieser runden Tische. Er hat uns Mut mitgegeben und die Erfahrung von zutiefst menschlichen Begegnungen, in denen er keine Rolle einnahm, sondern ganz unmittelbar auf sein Gegenüber einging. Eigentlich war er immer nur Arzt, der sich um die Gesundheit seiner Patient:innen sorgte. Und damit der Mensch gesund bleiben konnte, musste es eben seine Umwelt auch sein.»

«Wie kann ich den Weg vom Gehirn zum Herzen verkürzen?» 

Michael Sladek
 

 

«Das Unmögliche angehen und Wege finden»

Ohnmacht ist ein Gefühl, das wir alle kennen. Vielleicht ist sie seit den vergangenen Jahren auch weiter verbreitet denn je. Auch Michael Sladek erlebte Ohnmachtsgefühle, aber er wusste auch, dass es bei der Ohnmacht wichtig ist, sie möglichst schnell zu überwinden. Denn als Arzt war ihm klar, dass Ohnmacht zu somatischen und psychosomatischen Krankheiten führen kann. Natürlich war ihm auch klar, dass es Kraft kostet, ins Handeln zu kommen und die Ohnmacht zu überwinden. 

Aber er wusste, wie es gelingen kann: Durch mutige Menschen, die zusammenstehen und andere überzeugen, mitzumachen. Jemand muss den Anfang machen. Und so jemand war Michael. Was Michael auch auszeichnete, war, dass er trotz seiner großen Bekanntheit seiner Heimatstadt immer eng verbunden geblieben ist. So hob ihn der Schönauer Bürgermeister Peter Schelshorn in seinem Grußwort als einen Menschen hervor, der sich zeit seines Lebens, unter anderem im Stadtrat, für die Belange der Stadt Schönau engagiert hatte.

In einer bewegenden Rede würdigte die ehemalige Umweltministerin von Nordrhein-Westfalen und ehemalige Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn Michael Sladek und auch seine Frau Ursula, die sie immer als Team wahrgenommen habe. An ihm hat sie immer seine Warmherzigkeit, seine Offenheit und seine grundpositive Haltung bewundert: «Das Unmögliche angehen und Wege finden, die uns ans Ziel bringen. Schritt für Schritt. Das war der entscheidende Punkt. Man kann gut gegen etwas sein, aber Michael und Ursula Sladek haben einen Weg gefunden, für etwas zu sein. Nicht mit dem Zeigefinger und einem ‚wir wissen es besser‘, sondern den Menschen das Angebot zu machen, ihre eigenen Erfahrungen zu sammeln. Das war die Grundhaltung von Michael und Ursula. So konnten sie viele Menschen für ihre Sache begeistern.» 

«Macht bedeutet für mich, dass man handeln kann.» 

Michael Sladek

Spinner aus Überzeugung

Andere zu begeistern, fiel Michael leicht. Gemeinsam an einer Sache zu arbeiten, war das, was ihn antrieb. Er und Ursula schafften es, die Idee der Bürgerenergie in die Gesellschaft zu tragen und dabei Wegbegleiter:innen auf allen Ebenen zu finden: Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft, zivilgesellschaftliche Akteure, NGOS, Politik – Jung und Alt. Am runden Tisch auf der Bühne, von Moderator Jürgen Döschner das «Epizentrum des Schönauer Gefühls» genannt, nahmen im Verlauf der Veranstaltung zahlreiche Wegbegleiter:innen zum Gespräch über Michael Sladek und seine Verdienste Platz. Neben Bärbel Höhn waren das Heffa Schücking, die Gründerin von urgewald, EWS-Aufsichtsrat Wolf Dieter Drescher, Clara Mayer von Fridays for Future, Arwen Collel, Aufsichtsrätin der Berliner Netze, die Aktivistin Luise Neumann-Cosel, Schönauer Stromrebellin im Jahr 2015, der ehemalige baden-württembergische Landtagsabgeordnete Joscha Frey, Armin Simon von .ausgestrahlt. 

In den Gesprächen ging es um Themen und Werte, die Michael besonders wichtig waren und die Frage, wie wir sie weiter in die Zukunft tragen können. Vorneweg die Atomkraft, denn die Katastrophe von Tschernobyl und ihre Folgen für Umwelt und Mensch waren der Ausgangspunkt des lebenslangen Engagements von Michael Sladek und seiner Frau. Sie führte zur Bildung der Bürgerinitiative, die die Stromnetzübernahme in Schönau erkämpfte und zur Gründung der Elektrizitätswerke Schönau. «Wir wurden damals Spinner genannt, aber damit konnten wir gut leben», erinnert sich Wolf Dieter Drescher, der von Anfang an als Mitinitiator dabei war. 

Heffa Schücking, die mit urgewald eine Initiative mitgegründet hat, der es gelungen ist, dass weltweit aktive Finanzinstitutionen aus der Finanzierung fossiler Energien zurückgezogen haben, schlug in ihrer Würdigung die Brücke vom regionalen Engagement zu dem Michael, der es schaffte, mit seiner «unverschämten Vision» und seiner positiven Durchsetzungskraft die ganze Welt besser zu machen: «Ich habe mich gefragt, welche Fähigkeit muss ein Mensch haben, um die Welt zu verändern. Die Antwort ist nicht leicht, aber Michael hat den richtigen Hebel gefunden, um ein starres Energiesystem nachhaltig zu beeinflussen.» 

«Es geht darum, bewusst zu wählen, welchen Weg wir einschlagen wollen.» 

Michael Sladek

Den Genuss nie vergessen

Die Veranstaltung trug auch dem Genussmenschen Michael Sladek Rechnung. Er arbeitete hart – doch das Feiern und Genießen kam für ihn dabei nie zu kurz. Ganz in diesem Sinne gab es zwischen den Programmpunkten an den runden Tischen gutes Essen und die Gelegenheit, persönliche Erinnerungen und Anekdoten auszutauschen. 

Matthias Deutschmann, Kabarettist und Freund der Sladeks, brachte diese Seite in einer Hommage auf Michael humorvoll auf den Punkt: «Eine Gedenkfeier löst in einem ja schnell so ein Karfreitagsgefühl aus. Ich sag’ es aber mal so: Michael war Ostersonntag.» Als Tischredner:innen würdigten ihn der Bürgerenergieexperte und ehemalige Bundestagsaabgeordnete Klaus Mindrup, der Klimaforscher Hartmut Graßl und die ehemalige EWS-Aufsichtsrätin Rosário Almeida Ritter.

Auch Musik hatte im Leben von Michael eine große Bedeutung. Die Freiburger Musiker Christa Kittel und Michael Behringer spielten Sonaten seines Lieblingskomponisten Johann Sebastian Bach; Carolina Bruck-Santos und Begleitung mit ihrem Liedprogramm sowie das Gesangsduo Ben Meech und Kilya Vogel Buira bereicherten den Abend musikalisch.

Emotionaler Höhepunkt der Gedenkveranstaltung war die berührende Rede, die EWS-Vorstandsmitglied Sebastian Sladek über seinen Vater und seine Beziehung zu ihm hielt. Er erzählte zahlreiche Anekdoten von Michaels unkonventionellem Auftreten, sei es im Straßenverkehr, wo er sich an keine Regel hielt, oder im Restaurant, wo das fleckige Hemd einfach auf links gezogen wurde. 

Das Werk weiterführen

«Er war ein anarchischer, pulsierender Kraftquell und schaffte es, mit der ihm eigenen inneren Freiheit auch andere Menschen aus ihrem mentalen Gefängnis zu befreien.» Michael Sladek hatte als Familienmensch viele Facetten. Sebastian fasste sie so zusammen: «Unser Vater war der Fels, auf dem wir unsere Burg bauten, um darin ein wildes und ausgelassenes Leben zu führen.»

Zum Ausklang des Abends kehrte Matthias Deutschmann mit einem kleinen Kabarettprogramm wieder auf die Bühne zurück. Zum Schluss richtete Ursula Sladek ihren Dank an alle, die gekommen waren und mitgewirkt haben: «Ich bin mir sicher, dass Michael diese Veranstaltung sehr gefallen hätte. Einziger Wermutstropfen ist, dass er nicht dabei sein konnte. Wichtig wäre ihm aber sicherlich, dass wir sein Werk für die Zukunft unserer Kinder weiterführen.» 

Fotos: Albert Josef Schmidt

Videobotschaft von Landrätin Marion Dammann

Leider konnte die Videobotschaft der Landrätin des Landkreises Lörrach, Marion Dammann, aus technischen Gründen nicht gezeigt werden. Darum wollen wir sie hier zum Nachsehen bereitstellen: