Anja Burde hat in ihrem Leben schon einen Handballverein geführt, sie war Geschäftsführerin eines Solarunternehmens, Prokuristin und Bereichsleiterin für den Kund:innenbereich eines Energiekonzerns. Worum es ihr ging: Sie wollte gestalten und verändern, um die Welt zumindest etwas zu verbessern. Gestalten geht nicht, wenn man nicht auch entscheiden kann, deshalb hat Anja Burde sich ganz bewusst für eine Leadership-Laufbahn entschieden. Was für sie aber immer im Zentrum stand und steht, sind die Menschen, die mit ihr arbeiten.
Anja, was hat für dich den Ausschlag gegeben, als Vorständin zu den EWS zu kommen?
Das waren mehrere Dinge. Die EWS und die Stromrebell:innen sind mir auf jeden Fall schon lange ein Begriff gewesen, weil ich mich schon früh beruflich mit Mieterstrom und Wärmeversorgung beschäftigt habe. Das Rebellische passt sicherlich sehr gut zu mir. Auch mein Sohn hat bei dieser Entscheidung eine Rolle gespielt. Ihm ist es wichtig, dass ich in meinem Beruf auch etwas für seine Zukunft tue. Den Begriff «enkeltauglich» habe ich auch schon früher von den EWS mitgenommen, der trifft es sehr gut, finde ich. Fachlich bringe ich viel Erfahrung aus der Energiewirtschaft mit. Es ist auf jeden Fall zentral für mich, etwas Sinnhaftes zu tun, da fühle ich mich bei den EWS richtig.
Du bist die erste Vorständin bei den EWS. Welche Rolle spielen Chancengleichheit und Diversität in der Unternehmenskultur für dich?
Zunächst einmal will ich betonen, dass ich keine Quotenfrau sein will. Mir geht es darum, für das Unternehmen meine Erfahrung und meine Fachlichkeit einzubringen und etwas zu bewegen. Ich glaube, ich bin nicht ehrgeizig im klassischen Sinne. Ich möchte einfach einen Mehrwert liefern. Davon abgesehen hat das Leben von Diversität im Unternehmen aus meiner Sicht eine extrem hohe Bedeutung für die Arbeitskultur und auch für die Ergebnisse.
Ich bin ein großer Fan von Crossfunktionalität. Ich glaube, dass diverse Teams viel wirkungsvoller, viel kreativer sind und das möchte ich natürlich fördern. Und ich habe selbst in meiner Karriere, die von Männern dominiert war, diskriminierende Situationen erlebt. Vor diesem Hintergrund bin ich davon überzeugt, dass es wichtig ist, insbesondere Frauen für Führungspositionen zu entwickeln.
«Wir wollen Menschen finden und halten, die unsere Werte teilen. Da möchte ich auch der Frage nachgehen, wie diese uns noch besser finden.»
Welche Bereiche wirst du als Vorständin verantworten?
Es freut mich zunächst einmal sehr, dass ich den Personalbereich verantworten darf. Der birgt heute für alle Unternehmen große Herausforderungen und er spielt eine Rolle bei der Weiterentwicklung der Arbeitskultur. Wir müssen uns einigen Fragen stellen: Wie wollen wir passende und fähige Mitarbeitende für uns gewinnen? Wir werden zunehmend Menschen mit Spezialwissen brauchen. Was bedeutet das für die Gestaltung unserer Arbeitgebermarke? Was macht uns zu einem attraktiven Arbeitgeber für die Menschen, die wir suchen? Dazu gehören zum Beispiel auch die Themen Onboarding und Off-Boarding. Also an dieser Stelle zu analysieren: Warum ist eine Person gegangen?
Wir wollen Menschen finden und halten, die unsere Werte teilen. Da möchte ich auch der Frage nachgehen, wie diese uns noch besser finden. Die neuen Werbespots mit dem Rebell:innenherz gehen schon in die richtige Richtung, finde ich. Ich möchte auch mehr herausstellen, dass die EWS ein Ausbildungsbetrieb sind, das ist ja fast schon ein Alleinstellungsmerkmal. Auch der Bereich der Weiterbildung liegt mir am Herzen.
Gibt es weitere Bereiche?
Ich habe auch den Vertrieb übernommen. In meinen vorherigen Positionen war ich mit meinen Verantwortlichkeiten immer nah am Vertrieb und an den Kund:innen. Das liegt mir sehr, denn dann bin ich nah an den Menschen. Die Energiebranche ist gerade jetzt vielen Veränderungen unterworfen und wir erleben eine schwierige Zeit. Das hat auch Auswirkungen darauf, wie wir den Vertrieb gestalten. Ich möchte darauf schauen, wie Produktentwicklung, Produktmanagement, Vertrieb, Kund:innenservice und Marketing zukünftig so ineinandergreifen, dass wir den Herausforderungen, die wir sehen, bestmöglich effizient und konstruktiv begegnen. Ich habe bereits mit vielen Mitarbeitenden gesprochen und bin begeistert von der großen Motivation, gemeinsam Klimaschutz und Energiewende voranzubringen, und das mit einem starken fachlichen und kreativen Potenzial.
«Ich finde ein Zitat von Michael Sladek besonders beeindruckend: ‘Ich bin mir sicher, es geht nur in Gemeinschaft. Und Gemeinschaft braucht Mut!’ Das kann ich voll unterschreiben.»
Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam viel bewegen können, um die EWS fit für die Zukunft zu machen. Super spannend finde ich auch das EWS-Förderprogramm «Sonnencent», wo wir mit einem klaren solidarischen Ansatz Energiewende- und Klimaschutzprojekte unterstützen. Da habe ich schon viele Ideen, wie man das stärker nutzen und nach vorne bringen könnte. Insgesamt betrachtet denke ich, es ist wichtig, immer darauf zu achten, dass Dinge, die wir verändern wollen, zu unserer Unternehmenskultur passen.
Abschließend: Was macht dir bei der Arbeit am meisten Spaß?
Das ist schnell gesagt. Ich liebe Menschen und ich fühle mich immer besonders wohl, wenn ich mit anderen im Gespräch bin, man gemeinsam etwas entwickelt. Das, gepaart mit der großen Sinnhaftigkeit der Arbeit, ist für mich genau das Richtige. Ich finde ein Zitat von Michael Sladek besonders beeindruckend: «Ich bin mir sicher, es geht nur in Gemeinschaft. Und Gemeinschaft braucht Mut!» Das kann ich voll unterschreiben. Ich hätte Michael Sladek sehr gerne noch kennengelernt.