Veranstaltung

Letzte Woche verliehen die EWS mit >SMART> GREEN ACCELERATOR die MakeItMatter-Awards an drei junge Startups mit wegweisenden Ideen.

Technologien für ein besseres Morgen

Titelfoto: Nils Theurer

Dass die alte Lokhalle in Freiburg ein Ort ist, an dem Ideen blühen, glaubt man auf den ersten Blick. In dem riesigen alten Industriegebäude mit roten Backsteinmauern wurden einst Güter verladen und später Züge gewartet und repariert. Heute stapeln sich hier umgebaute Überseecontainer, in denen Büros und Besprechungsräume untergebracht sind. Designermöbel und viele Pflanzen runden das Industrial-Flair ab. Ein perfekter Ort für junge Kreative und aufstrebende neue Firmen, um an ihren großen Plänen zu arbeiten.

Hier sitzt auch >SMART> GREEN ACCELERATOR, ein Programm, welches sich an junge Nachhaltigkeits-Startups richtet und sie in jeder Phase ihres Werdegangs unterstützt, mit Beratung, Anschubfinanzierung, Coaching und Vermittlung von Kontakten. So werden Gründer:innen mit pfiffigen Ideen für saubere Technologien in die Lage versetzt, diese zur Anwendungs- und Marktreife zu bringen. Eine starke Sache, finden wir, denn auf innovative Ideen kommt es an. Darum vergeben wir alljährlich in einem gemeinsamen Programm unseren Nachwuchspreis für junge Green-Tech-Startups, den MakeItMatter-Award.

 

Dreiklang aus ökologischer, ökonomischer und sozialer Wirksamkeit

Bereits zum fünften Mal war es in diesem Jahr so weit. Im Rahmen der Green Tech Startup Night wurden in Freiburg die mit insgesamt 40.000 Euro dotierten Auszeichnungen feierlich überreicht. Zur Bewerbung aufgerufen waren junge Unternehmen mit «triple impact», welche gesellschaftliche und ökologische Mehrwerte schaffen und gleichzeitig wirtschaftlich solide Geschäftsmodelle aufweisen

Eine achtköpfige Jury hatte dann die alles andere als einfache Aufgabe, aus den über hundert Einsendungen sechs Finalisten zu benennen, um dann schließlich die drei Gewinner-Startups zu prämieren. In diesem Jahr saßen darin: Prof. Dr. Anke Weidlich (Universität Freiburg), Anne Joost (Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe), Chantal Kopf (MdB, Die Grünen), Hansjörg Lerchenmüller (Black Forest Business Angels), Björn Kaminski (Future Forest Initiative), Fabian Vorländer (DBU), Leon Reiner (Impact Hub Berlin) und Philipp Appenzeller (EWS). 

An diesem sommerlichen Juniabend zeigte sich die grüne Startup-Szene von ihrer lebendigen Seite: 300 Menschen tummelten sich in und vor der Lokhalle und genossen die sehr willkommenen kühlen Getränke. Dabei konnten die Besucher:innen per Badge um den Hals anzeigen, ob sie selbst Gründer:in, Investor:in, Firmenvertreter:in oder aus anderweitigem Interesse hier sind – so eine Veranstaltung bietet schließlich mannigfaltiges Potenzial zum Austausch und Vernetzen.

Im Programm der Green Tech Startup Nacht gab es in kurzen Pitches einige großartige innovative Unternehmensideen zu bewundern – vom Beton-Upcycling über ökologische Schädlingsbekämpfung bis zu KI-gestützten Sortierungsanlagen. «Das sind alles tolle Geschäftsideen und es macht mich wirklich froh und zuversichtlich, zu sehen, mit wie viel Herzblut sich die jungen Gründerinnen und Gründer für eine Wirtschaftsweise engagieren, in der Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Fairness eine essenzielle Rolle spielen», lobte EWS-Vorstandsmitglied Sebastian Sladek. Nun wurde es aber spannend. Zwar wussten die Preisträger:innen schon, dass sie zu den Top 3 gehörten, aber noch nicht, welchen Platz sie belegt hatten. Sie mussten erst einmal pitchen, bevor Sebastian Sladek die Umschläge öffnete.

Klima-Superheld Moor

Den dritten Platz nahm Lucas Gerrits für ZukunftMoor entgegen. Das Startup aus Niedersachsen will das Klimaschutz-Potenzial von Mooren nutzen, indem es trockengelegte Moorflächen wieder vernässt und darauf rentabel Torfmoos anbaut. Torfmoos ist in der Erdenindustrie ein sehr gefragtes Gut, da es als einzige Pflanze den Torf in Zuchterden ersetzen kann. Das Unternehmen erzielt zusätzliche Einnahmen mit Kohlenstoffzertifikaten, indem es Treibhausgasemissionen durch die Wiedervernässung vermeidet. 

Mitgründer und Geschäftsführer Lucas Gerrits: «Mit Torfmoosanbau beschleunigen wir den Torfausstieg der Erdenindustrie und schaffen neue Einkommen für Landwirtschaft in Moor-Regionen. Gleichzeitig machen wir unsere Moore wieder zu den Superhelden für Klima und Umwelt, die sie immer waren.»

Günstiges E-Methanol für saubere Schifffahrt

Der zweite Platz ging an ICODOS aus Mannheim. Die Gründer haben in Zusammenarbeit mit dem KIT (Karlsruher Institut für Technologie) ein Verfahren entwickelt und patentieren lassen, bei dem die CO2-Emissionen bei der Produktion von e-Methanol um bis zu 100 Prozent reduziert werden können – und das zu Kosten, die nur halb so hoch sind wie bei den derzeit gängigen Produktionsverfahren. e-Methanol wird für die klimaneutrale Schifffahrt und Chemikalienproduktion sowie zur Speicherung erneuerbarer Energien benötigt. 

David Strittmatter, CEO und Mitgründer von ICODOS, zeigte bei seiner Präsentation keine falsche Bescheidenheit: «Bei ICODOS setzen wir neue Maßstäbe in der Produktion von nachhaltigem Methanol. Unsere Vision ist eine CO2-neutrale Chemie- und Transportindustrie. Dank unseres einzigartigen und patentierten Verfahrens können wir die wachsende Nachfrage nach umweltfreundlichen Chemikalien und Kraftstoffen decken».

Abfall? Rohstoff!

Über den ersten Preis freuten sich Michelle Spitzer und Susan Miklaw von eco:fibr. Ihr Startup hat einen Prozess entwickelt, mit dem man aus Ananaspflanzenresten Zellstoff für die Papierindustrie extrahieren kann. Die Pflanzen, die nach der Ernte auf dem Feld zurückbleiben, sind schlecht kompostierbar und werden deshalb unter Zuhilfenahme von Chemikalien getrocknet und verbrannt – ökologisch ist das katastrophal. Mit ihrem Produkt kommt eco:fibr der großen Nachfrage aus der Papierindustrie nach Alternativen zu holzbasiertem Zellstoff entgegen.

Geplant ist die erste Produktionsanlage vor Ort in Costa Rica. Dadurch werden zusätzlich sichere und faire Arbeitsplätze in der Region geschaffen. Gründerin Michelle Spitzer: «Zusammen stecken wir sehr viel Herz, Fleiß und Motivation in eco:fibr, um eine umweltfreundliche Lösung für die Verwertung der Ananas-Reststoffe zu finden und somit auch unseren Teil zu einer nachhaltigeren Zukunft beizutragen.»

Wiedersehen auf dem Stromseminar

Mit Konfettiregen und viel Applaus wurden die Gründer:innen auf der Bühne gefeiert. Dann aber lockten Getränke, Essen und frische Luft. Bis in die Nacht hinein wurde bei Livemusik und leckerer Verpflegung weiter Austausch betrieben und neue Kontakte geknüpft. Die drei Preisträger:innen durften zwei Tage später auf der Bühne des Schönauer Stromseminars ihre Ideen noch einmal vorstellen und das Publikum mit ihren innovativen Ideen begeistern (s. Video oben). 

Alles in allem ging ein Abend zu Ende, der eindrucksvoll zeigte, dass es überall Potenzial gibt, Dinge in unserem Wirtschaften noch sauberer, sparsamer, nachhaltiger, sprich: besser zu machen. Es braucht nur die richtigen Ideen, Entschlossenheit, Durchhaltevermögen und Überzeugung. Und etwas Unterstützung. Darum freuen wir uns schon auf das nächste Jahr, und auf all die großartigen jungen Startups, die schon heute an einem besseren Morgen arbeiten.